Halfing – Ein wunderschöner Sonnenuntergang und die einmalige Aussicht auf die Umgebung lockte Hunderte von Besuchern an diesem Abend sicher nicht auf den Festspielhügel von Gut Immling, obwohl diese Kulisse so gut zu dem traditionsreichen Kultabend „O sole mio“ auf Gut Immling gepasst hätte. Regen, Blitz und Donner ließen diesmal nur zeitweise den Aufenthalt im Freien zu. Gastgeber Ludwig Baumann begrüßte denn auch das erwartungsfrohe Publikum mit aufgespanntem Schirm auf der Bühne.
Potpourri der
schönsten Arien
Bei dem folgenden Ohren- und Gaumenschmaus spielte das Wetter draußen allerdings nach kürzester Zeit schon keine Rolle mehr. So faszinierten bei dem folgenden Potpourri aus den schönsten italienischen Arien fünf Tenöre von Weltklasseniveau, zwei nicht nur stimmlich wunderschöne Opernsängerinnen sowie kongeniale Begleiter auf Klavier, Gitarre und Blasinstrumenten. Für die in Sonne schwelgende Atmosphäre sorgte auf dem Bildschirm auch die Ansicht der schönsten italienischen Städte und Landschaften.
Herausragender Sänger war der in Südkorea geborene Tenor Michael Ha, der nach seinem Studium an der Hanyang Universität in Seoul in Freiburg und Salzburg Gesang studierte.
Seine Auftritte bestachen durch eine großartige, sanfte und doch starke Stimme mit enormer Modulierfähigkeit, aber auch durch eine nie nachlassende Bühnenpräsenz, so beim ersten Lied „Dicitencello vuje“ von Rodolfo Falvo, „Passione“, oder im zweiten Teil „Lamento di Federico“ von Francesco Cilea.
Ebenso durch sein Temperament, eine einmalig schöne Stimme und schauspielerisches Talent faszinierte der junge mexikanische Nachwuchssänger Leonardo Sanchez, der kürzlich den ersten Platz beim wichtigsten Wettbewerb Mexikos und den lateinamerikanischen Wettbewerb für Oper und Operngesang gewonnen hat. Durch eher weiche, lyrische Klänge gewann der junge peruanische Tenor Oscar Ore sogleich die Herzen des Publikums. Mit seiner eindrucksvollen Stimme debüttierte er bereits erfolgreich an vielen Opernhäuser der Welt. Vierter und fünfter im Bunde waren der amerikanische Tenor Jon Jurgens und der Chilene Leonardo Navarro, die nicht weniger als die anderen das Publikum bezauberten, nicht zuletzt, wenn zwei oder vier zusammen sangen, wie bei dem berühmten neapolitanischen Lied „Torna a Surriento“ von Ernesto De Curtis, bei dem Schmelz und ein bisschen zu viel Schmalz zusammenkamen.
Weniger, aber umso strahlendere Auftritte hatten die in Moldawien aufgewachsene Sopranistin Diana Alexe und die kosovarisch-österreichische Mezzospranistin Flaka Goranci.
Schon bei Alexes erstem Auftritt mit Leonardo Navarro bei „Mamma“ war das Publikum unübersehbar hingerissen, umso mehr nach der Pause bei dem einzigen deutschsprachigen Lied „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus Franz Lehars „Land des Lächelns“.
Das galt auch bei Flaka Garancis Arie „Alfonsina y e mar“ des argentinischen Komponisten Ariel Ramirez, die sie mit ihrem tiefen volltönenden Mezzosopran eindrucksvoll interpretierte.
Kongeniale
Begleitung am Klavier
Beinahe alle Arien, manchmal unterstützt von dem unermüdlichen Duo „O sole mio“ (Gitarre, Blasinstrumente), begleitete die usbekische Pianistin Kamila Akhmedjanova auf dem Flügel die Sänger. Sehr variabel, stets hervorragend auf die Solisten eingehend, dominierte ihr Spiel nie, sondern unterstützte. Eigentlich letztes Stück sollte der Ohrwurm „Granada“ von allen Mitwirkenden gesungen sein. Das damit noch lange nicht Schluss war, versteht sich von selbst: Das vollends begeisterte Publikum applaudierte, rief und ertrampelte sich drei Zugaben, bis sich die Leute schließlich geschlossen stehend Applaus spendeten. Ein verdienter Lohn für einen tollen Abend.