Aus polyphonen Klängen entwickelt sich die Bitte um Frieden

von Redaktion

Michael Kapsners Bad Endorfer Jugendmesse in St. Jakobus uraufgeführt – Judith Trifellner arrangiert Konzert-Programm

Bad Endorf – Für Beifall und Jubel sorgte die Uraufführung der Bad Endorfer Jugendmesse in der Bad Endorfer Pfarrkirche St. Jakobus, die Prof. Michael Kapsner eigens zum 50-jährigen Bestehen der Marktgemeinde Bad Endorf komponiert hatte. Rund um die Messe hatte Judith Trifellner, vormals Bad Endorfer Kirchenmusikerin und jetzt in Salzburg eine der Domorganistinnen, ein Programm arrangiert. So begeisterte der Kinderchor Jakobus-Spatzen (Leitung Veronika Zunhammer, Klavier Christian Elsässer) mit Kirchenliedern wie dem „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, basierend auf dem Gebet von Dietrich Bonhoeffer, und dem Gospel „Amen.“ Jugendchor und Vokalensemble boten ebenfalls – gut artikuliert und sauber intonierend – neue geistliche Musik. „The Lord bless and keep you“ und das „I will sing the spirit“ von John Rutter sorgte mit seinen Harmonien für gute Stimmung. Maria Löfbergs „Lovad vare Herren“ riss mit seinem Schwung mit.

Judith Trifellner am E-Piano spornte die Sängerinnen und Sänger mit wenigen Handbewegungen als Dirigentin an. Dann wurde es magisch-mystisch: Dem Zauber des feinsinnig harmonierten, viersätzigen Choral varié über den Pfingst-Hymnus „Veni creator, op. 4“ von Maurice Durufle, das Aaron Voderholzer reich differenziert an der großen Orgel darbot, konnte man sich nicht entziehen. Da vermeinte man, dank der Dichte des Motivs den Heiligen Geist zu spüren. Was für eine großartige Überleitung zur Jugendmesse: Eine Missa brevis mit deutschem Text, bei der in jedem liturgischen Satz die Tonabfolge B-A-D-E variantenreich zu hören war und die das Ensemble von der Empore erklingen ließ. Schon im Sommer 2021 hatte der Bad Endorfer Verein „Allegro con brio“ zwei kammermusikalische Auftragswerke über die Töne A-C-B (Allegro con brio) bei Prof. Kapsner bestellt. Und da sich die Initialen der Marktgemeinde ebenfalls mit Tönen darstellen lassen, entwickelte Prof. Kapsner aus der Idee eines Kyrie-Rufs mit den Tönen B-A-D-E schließlich eine vollständig durchkomponierte Messe.

Und die hatte es, wie sich bei der Uraufführung zeigte, in sich. Eine kirchentonale Tonsprache, in gewisser Weise durchaus verwandt mit der von Carl Orff und auf J.S. Bach bezugnehmend, und doch stilistisch-harmonisch unterschiedlich. Eine nicht zu überhörende Trommel (rhythmisch sehr souverän, Jakob Ngom). Eine Orgelbegleitung durch Aaron Voderholzer, bei der es – je nach liturgischer Bedeutung – unterschiedlichste Registrierungen (Maximilian Rothbucher war hier stark gefordert) zu bedienen galt.

Ein Vokalensemble, das an vielen Stellen nicht instrumental unterstützt wurde, aber immer sehr gut artikulierte und dynamisch agierte. Allein bei den forte-Stellen hätte es mehr Sänger gebraucht. Das Amen des Gloria hallte dank Trommel und Orgel und forte des Chores nach. Beim Credo wurde das Bild der Kreuzigung und des Todes durch die hinabsteigenden Töne förmlich sichtbar, die Auferstehung steigerte sich aus sich nach oben windenden Tonabfolgen hin zum mächtigen Amen. Aus polyphonen Klängen entwickelte sich schließlich im Agnus Dei die Bitte um Frieden – harmonisch in Dur endend.

Als Finalstück (und auch als Zugabe) boten alle Mitwirkenden das südafrikanische Gospel „Bawo Thixo Somandla“: Angeleitet von Alicia Pechan und Johanna Trifellner boten Kinderchor, Jugendchor und Vokalensemble nicht nur mitreißenden Gesang, sondern begeisterten auch mit Tanzschritten und Armbewegungen im Gleichklang. Neue geistliche Musik, von Kindern und Jugendlichen so überzeugend dargeboten – was für ein langer und großer Nachhall. Elisabeth Kirchner

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