Mit dem rosafarbenen Ufo am Schlosssee gelandet

von Redaktion

Chris Gall und Till Martin servieren Jazziges in Schloss Hartmannsberg – Eigenkompositionen und Improvisationen über Standards

Bad Endorf – Weder Staus noch Bauarbeiten der Bahn konnten den Aiblinger Jazzpianisten Chris Gall und seinen Duo-Partner, den Saxofonisten Till Martin von der Anreise an die Eggstätter Seenplatte abhalten.

Denn kurzerhand waren sie offensichtlich mit einem rosa Ufo eingeschwebt, welches dekorativ am Seeufer des Schlosses Hartmannsberg parkte und der Gesamtatmosphäre einen galaktischen Touch verlieh. Im Konzertsaal des Schlosses kredenzten Gall und Martin in sommerlich-schwüler Hitze und begleitet von semiprofessionellen Lüftungsversuchen der Gäste ein attraktives Musikprogramm. Überwiegend standen Eigenkompositionen der beiden Musiker an, doch auch Improvisationen über Standards passten gut, wie das Eingangsstück „Weaver of Dreams“ von Kenny Burrell aus dem American Songbook.

Auf Martins komplexere Komposition „Okyo“ folgten längere pianogeprägte Passagen – und bereits im ersten Set servierte das Duo das wunderbar steigernd aufgebaute „Yorkes Guitar“, dem Gitarristen der Band „Coldplay“ gewidmet.

Im zweiten Set stieg das Duo mit einem zur Raumtemperatur bestens passenden „J.G. Blues“ ein, kontrastiert vom dynamischen Ritt des Powerstücks von Gall, „Reality Check“, garniert mit einigen Gedanken zu künstlicher Intelligenz und einem Auftritt von ABBA als Avatare in London.

Mit der Komposition „Sorry for the Trouble“ nahm das Duo die Dynamik wieder zurück, das längere Stück mäandrierte melodiös und ausufernd durch die Eggstätter Seenlandschaft. Piano und Saxofon harmonierten gut in dem meditativen Titel, der die Zuhörer mit dem Blick auf den Schlosssee zum Träumen brachte.

Gegen Ende wurde es wieder temperamentvoller mit einem dem Komponisten Kevin Hayes gewidmeten Stück, mit schönem, warmherzigen Ton. Den Schlusspunkt setzte das Duo noch mit einer cleveren Lautmalerei, die durch die vielen Pferdehöfe rund um die Wohnorte der Musiker im Münchner Osten inspiriert wurde.

Pferdegetrappel, Trab und Galopp umgesetzt von zwei versierten Jazzern an Piano und Saxofon klangen witzig und weckten die Hörerinnen und Hörer endgültig wieder auf. Für das kreative Duo und das gelungene Konzert gab es herzlichen längeren Applaus.

Andreas Friedrich

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