Neubeuern – Zum Abschluss der diesjährigen Konzertsaison trat im Schlosssaal von Neubeuern das polnische Szymanowski Quartett auf. Bei schweißtreibenden Temperaturen spielten Agata Szymczewska und Robert Kowalski (Violine), Volodia Mykytka (Viola) und Karol Marianowski (Violoncello) Werke von Benjamin Britten, Karol Szymanowski und Mendelssohn Bartholdy.
Obgleich die Musiker vom Erscheinungsbild sehr unterschiedlich sind, besitzt das Szymanowski Quartett große klangliche Homogenität. Mit dem Streichquartett Nr. 3 von Benjamin Britten zeigte das Ensemble eine faszinierende Dynamik, Perfektion und Ausdrucksvielfalt. Den elegisch dissonanten, von Trillern und Pizzicati verzierten ersten Satz „Duets“ spielte das Szymanowski Quartett kraftvoll und energisch. Nervös und erregt erklang das Ostinato, lyrische Ruhe schuf die Violine im Solo. Auf eine feurige Burlesque folgten in „Recitativ and Passacaglia“ harte Rhythmen, flirrende Cellopassagen und, in Anlehnung an Brittens Oper
„Death in Venice“, eine klagende Melodie der Bratsche. Eine Synthese von impressionistischen Klangfarben und tänzerischer Leichtigkeit weisen Nocturne und Tarantella von Karol Szymanowski auf. Im Nocturne verband der Komponist polnische Folklore mit orientalisch anmutender Musik. Das Szymanowski Quartett interpretierte das Werk mit Leidenschaft und Hingabe. Melodisch wogende, weiche Streicherklänge wechselten mit aufwühlender Artistik und zart zitternden Cellotönen. Die Tarantella steigerte sich zu einem beschwingten Schluss.
Nach der Pause, in der die Musiker die Hemden gewechselt hatten, erklang das Streichquartett in a-Moll des erst 18-jährigen Mendelssohn Bartholdy. Nach der an Beethovens Harfenquartett erinnernden Einleitung spielte das Szymanowski Quartett das Allegro vivace mit großer Sensibilität. Der dialogische Wechsel der Instrumente bezauberte das Publikum. Voller Gesanglichkeit war das Adagio non lento, einprägsam die ersten beiden Takte des Intermezzos mit einem von der Bratsche intonierten Fugato. Rezitativisch freizügige Passagen beschlossen das Presto, nach dem stürmischer Beifall aufbrandete.Georg Füchtner