Bad Aibling – Begrüßt wird der Besucher der Galerie vom Bild eines großen Anglerfisches, den Jürgen Gössl in Öl auf Leinwand gestaltet hat und dessen leuchtende, gelbrote Farbe bereits den Auftakt zum Thema der Ausstellung gibt. „Licht(e) Momente“ war die Vorgabe, und die 37 Exponate zeigen, dass die Künstlerinnen und Künstler viel dazu beizutragen wussten. Gössl erläutert auf dem neben dem Bild angebrachten Text, dass Biolumineszenz – hier in Gestalt des Fisches – eindringlich zeigt, wie essenziell Licht für das Leben ist. Erst durch das Leuchten des Anglerfischs erhält „die Tiefsee plötzlich Raum und Dimension“. Der irisierende Regenbogen von Claudia Irene Carmen Simon taucht die Wiesenlandschaft in unwirkliches Licht, und auch die dräuenden schwarzen Wolken werden zum Teil erhellt. Dunkel und von aufwärts fliegenden Vögeln bevölkert ist die linke Seite des Bildes, ein Hinweis der Malerin, dass der Mensch der Umwelt Schaden zugefügt hat. Aber der Vordergrund des Werkes lebt von kleinen, farbig hingetupften Blumen – ein versöhnlicher Gedanke. Rupert Dorrer gestaltet in aufwändiger Technik Farbfelder auf hölzernem Untergrund. Im Text zählt er die den Farben zugeordneten Eigenschaften auf – so steht zum Beispiel das dominierende Rot für den allgegenwärtigen Unmut. Aber durch den oberen Teil des Bildes zieht sich eine zwar schmale, jedoch deutlich hervortretende silberne Linie: der Silberstreifen am Horizont.
Ein handwerklich perfekt gearbeitetes Silberobjekt von Hajo von Oertzen betont die positive Assoziation dieses Materials ein weiteres Mal. Dass es sich bei dem Objekt um einen Leuchtturm handelt, ist ein Verweis auf den Ausstellungstitel. In einer ungewöhnlichen Perspektive hat Christine Schönmetzler eine helle Blüte in ihr Aquarell gesetzt. Zart und durchscheinend ragt sie in den Himmel, an dem gerade die Bewölkung aufreißt und Helligkeit freigibt. Auch bei ihr steht – wie in vielen anderen Werken – Bedrohliches neben Versöhnlichem, Dunkelheit neben Licht. Der große, aus kleinsten malerischen Elementen gestaltete Baum von Gunnar Matysiak lässt seine Blätter von Grün bis zu zartem Weißgrün schimmern. Denn bei intensiver Sonneneinwirkung scheinen die Blätter weißlich gefärbt. Drei der 37 Arbeiten sind Skulpturen. Jutta Reißer-Weiß hat ein Fundstück aus dem Wald, ein nach Fällarbeiten liegengebliebenes zerfasertes Stück Baumstamm, mit schwarzer, lichtschluckender Farbe gestrichen. So positioniert, dass die spitzen Bruchstücke nach oben ragen, gewinnt das Werk das Aussehen eines finsteren Waldes, in dem beschädigte Bäume ins Helle streben. Doch auch hier gibt es den Lichtmoment: ein goldfarbener Bogen, ein Tor, spannt sich über der Landschaft und lässt die Künstlerin reflektieren: „Ich gehe hindurch,… ich blicke durch, ich verstehe.“
Ute Bösswetter