Hafendorf – Bei herrlichem Sommerwetter kamen auch dieses Jahr aus nah und fern zahlreiche Besucher nach Hafendorf ins Atelier von Antje Tesche-Mentzen, um in einem Benefizkonzert Pianistin Anna Gourari und ihre hochtalentierten jungen Schüler erleben zu dürfen.
Anna Gourari, die bereits 2014 in Hafendorf auftrat, leitet mit großem Erfolg die nach ihrem Namen benannte Klavierakademie in München. Bevor aber die Nachwuchsstars mit ihren einstudierten Klavierstücken das Publikum begeisterten, spielte die russische Pianistin im Wechsel Werke von Skrjabin und Chopin.
Anna Gourari begann mit einer Auswahl aus den Préludes op. 11 von Alexander Skrjabin, deren klangliche Raffinessen und feingliedrige Polyphonie sie virtuos zu Gehör brachte. Mal dunkel und kraftvoll, dann wieder perlend zart und duftig, spielte Gourari die Stücke mit Energie und Leidenschaft. Die von Gourari emphatisch gestalteten beiden Fanfarenstöße im Scherzo Nr. 1 von Chopin kontrastierten stark zu den vielen unruhigen Figurationen.
Zu Herzen ging die Melodie eines polnischen Wiegenlieds, das aber bald wieder von rasanten, sich nervös steigernden Tonfolgen abgelöst wurde. Dass der frühe Skrjabin stark von Chopin beeinflusst war, zeigten die folgenden Stücke aus op. 11.
Meisterhaft lotete die Pianistin den Gefühlskosmos des Komponisten aus, oft folgten die Töne rasant, wild und wuchtig, um gleich wieder hell und leise zu verklingen. Chopins Scherzo Nr. 2 interpretierte Gourari mit pianistischer Bravour. Die harten Akkorde zu Beginn, die poetischen Passagen im Mittelteil, schließlich die effektvollen, wild drängenden Akkorde bannten das Publikum bis zum letzten Takt.
Nach der Pause traten Anna Gouraris hochtalentierte Schüler auf. Völlig unbefangen und in makelloser Perfektion spielte die erst neunjährige Elisaveta Kukhtina die Invention Nr. 13 in a-Moll von Bach und eine verträumte kleine Studie aus dem „Album für die Jugend“ von Schumann. Ihr elfjähriger Bruder begeisterte mit einer spritzigen Sonate von Haydn und der Etüde Nr. 2 op. 25 in f-Moll von Chopin. Beide zusammen erheiterten das Publikum anschließend mit dem „Tanz der Zuckerfee“ für vier Hände aus Tschaikowskys „Der Nussknacker“.
Für Schmunzeln sorgte Ekaterina Vinyarska, als sie eine Weile brauchte, um ihren Sitzhocker auf die passende Höhe herunterzudrehen. Konzentriert und virtuos brachte die 18-jährige zwei Noveletten von Schumann, eine wilde Etüde von Kosenko und schließlich ein melodramatisches Stück von Saint-Saens zu Gehör.
Als Katharine und Theodor Raab eine von Kurtág bearbeitete filigrane Bach-Sonatina spielten, erhielten sie dafür viel Beifall. Mit zwei folkloristischen, melodisch einprägsamen „Bildern aus dem Osten“ von Robert Schumann und zwei Stücken aus „Ma mère l´oye“ von Ravel beschlossen die 17 und 19 Jahre alten Solisten die abwechslungsreiche Matinee. Georg Füchtner