Rosenheim – Die Vorband „Clock Clock“ hatte im Mangfallpark schon einen unterhaltsamen Auftritt hingelegt und für die passende Eingangsstimmung gesorgt, dann schlug die Stunde für einen, wenn nicht „den“ Hauptact des diesjährigen Rosenheimer Sommerfestivals. Die Bühne erstrahlte in Rottönen und der Frontmann mit seinen rötlichen Locken erschien gleich zum ersten Stück – begleitet von Riesenjubel des gut aufgelegten Publikums. Sänger Mick Hucknall und „Simply Red“ sind eine Legende der modernen Pop- und Soul-Ära. Viele unverwüstliche Ohrwürmer stammen aus der Feder Hucknalls, der nicht nur optisch, sondern auch politisch „red“ orientiert ist, als Mitglied der Labour Party und beinah 2003 als Lord im britischen Oberhaus gelandet.
Alles auf Rot also: Der bekennende Fan von Manchester United (ebenfalls Vereinsfarbe rot) war in den Achtziger- und Neunzigerjahren einer der erfolgreichsten Songschreiber der Popszene. Das immer noch maßgebliche Album „Picture Book“ aus dem Jahr 1985 enthielt mehrere Hits, darunter die Single „Holding back the years“, die 1986 Nummer eins in den USA wurde.
Mit der 1991 erschienenen LP „Stars“ lösten Simply Red sogar Michael Jacksons Album „Dangerous“ in Großbritannien an der Spitze der Charts ab.
Eine Zeit lang wurde es ruhiger, Hucknall sang solo, wollte die Band auflösen, ist jetzt aber wieder da und die in diesem Jahr erschienene LP „Time“ stand in Deutschland auf Platz 9 der Charts. Mit einigen Songs aus dem Album startete die Band ins Konzert, mit typischem Mix aus Soul und Britpop.
Hucknall zeigte sich stimmlich hervorragend aufgelegt und überzeugte mit gekonntem Timing, nahm sich zurück und drehte punktuell wieder auf. Und er wird unterstützt von einer tollen Band, dabei sind alte Hasen wie Saxofonist Ian Kirkham, der für einige tolle Einlagen sorgte, und Gitarrist Kenji Suzuki, ebenfalls mit toller Bühnenpräsenz und Ausstrahlung. Während die neueren Songs zwar textlich bissig daherkommen, musikalisch jedoch eher gefällig wirken, gab es den ersten Aufhorcher mit dem autobiografischen Klassiker „Holding back the years“, mit einem feinfühligen Hucknall am Mikro.
„Simply Red“ setzten fortan mit der beeindruckenden Fülle ihrer Hits Akzente und sorgten für Begeisterung der tanzenden Fans. Ohne längere Moderation oder Einleitung sprang die Band von Stück zu Stück, daher gab es in den nicht ganz zwei Stunden des Auftritts ein konzentriertes Musikprogramm – gut so !
Hymnen wie „Money´s too tight to mention“, „Look at you now“ oder „Come to my aid“ erwiesen in der tollen Liveatmosphäre ihren zeitlosen Charakter, vermutlich wird man die Songs noch in hundert Jahren hören. Ein Stück spielt Hucknall zwar schon länger, doch angesichts der Aktualität passte es in Rosenheim besonders: In „Nutbush City Limits“ ließ der charismatische Sänger aus Manchester noch mal alles raus und rundete den starken Auftritt dynamisch und mit viel Power ab. Andreas Friedrich