Ein Abend für die Klarinette

von Redaktion

Ungewöhnliches Konzertprogramm bei den Tiroler Festspielen Erl

Erl – Die Klarinette ist ein wunderbar sangliches Instrument, nahe der menschlichen Stimme, und Levan Tskhadadze aus Georgien beherrscht dieses Instrument meisterhaft. Für ihn und seine Klarinette gab’s einen ganzen Konzertabend bei den Tiroler Festspielen Erl mit einem ungewöhnlichen Programm von Mozart über Max Bruch bis Astor Piazzolla.

Für Mozarts Klarinettenquintett KV 581 versammelte der Klarinettist die Geiger Francesco Iorio und Hanna Pukinskaya, Tomoko Akasaka (Viola, anstelle der ursprünglich vorgesehenen Mariko Hara-Haselsteiner) und Yuya Okomoto (Cello) um sich.

Sanft fragend und
fast verträumt

Alle begannen sanft fragend und fast verträumt, weich war der Klarinettenklang in den Streicherklang gebettet.

Alle blieben immer im Piano bis Pianissimo, selbst die Geige, wenn sie führte, alle zelebrierten diese erlesene Pianissimo-Kultur – doch zu verhalten-leise für das große Festspielhaus. Es war zu viel Ehrfurcht vor diesem Werk, ein bisschen Lebhaftigkeit wäre bei aller gesanglich-endzeitlichen Melancholie, die das Werk prägt, diesem dienlicher gewesen. Nur beim Landler im zweiten Trio des Menuetts wurden alle ein kleines bisschen lebhafter. Leis lächelnder Humor prägte das Finale im genau markierten Rhythmus und in den melodischen Schleifern, außergewöhnlich kantabel und klangschön war der Gesang der Viola. Elegisch-melancholisch begann auch „Chant et Fugue“ für Streichorchester und Klarinette von Astor Piazzolla, innig und farbenreich intoniert von Levan Tskhadadze, bis es in der Fuge tangotanzbodenlustiger wurde und sich in Energie und Lebensfreude steigerte. Beomseok Yi leitete das Orchester der Tiroler Festspiele mit exakter, animierender und befeuernder Gestik.

Melancholie verströmen durfte dann wieder Yuya Okomoto mit warmem und fülligem Cello-Ton in „Kol Nidrei“ von Max Bruch, einem Adagio nach hebräischen Melodien, zwischendurch leicht harfenumrauscht hymnisch.

Sehr ungewöhnlich und selten bis nie zu hören ist Max Bruchs Konzert für Klarinette, Viola und Orchester. Klanglich bewegt es sich in denselben Sphären wie sein berühmtes Violinkonzert.

Rhapsodischer
Beginn

Es beginnt rhapsodisch und wird dann reichhaltig-melodiös weitergeführt, auch im zweiten Satz herrscht ruhig fließendes sangliches Tempo und etwas amorphes Gewoge, aus dem sich wenige zündende Themen oder Strukturen entwickeln, aber alles klingt angenehm schön. Pauke und Trompeten eröffnen den wesentlich bewegteren dritten Satz, der auch ein lebhaftes Duettieren der beiden Soloinstrumente bringt.

Außergewöhnlich schön war die Klanggebung beider Soloinstrumente, die sich nie einen Wettstreit lieferten, sondern miteinander einen innigen Zwiegesang führten.

Großer Applaus, keine Zugabe.

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