Ob uns der Weg ins örtliche Schwimmbad oder an ein natürliches, sogenanntes „stehendes Gewässer“ führt: jetzt, in diesen heißen Tagen, ist die Zeit gekommen, zum Schwimmen, gon Boon – zum Baden – zu gehen.
Über alle stehenden Gewässer ragt in unserer Region der Chiemsee heraus.
Eine Schülergruppe sendet, ob per Ansichtskarte oder per Neue Medien, Post an die Partnerschulen in England, Schottland und in den USA, mit herzlichen Grüßen vom Chiemsee. Klar, die Fotos zeigen den „Kimmsä“, „Keamsä“ in den schönsten Farben.
Aber, trotz der Eindeutigkeit auf den Bildern, wie könnte man dieses Gewässer ins Englische übersetzen? Die englischsprachigen Partner verstehen ja weder „Chiem“ noch „See“. Aleyna schlägt vor: „Ich sende nach England „Greetings (= Grüße) vom Lake Chiemsee“. Die Magdalena lächelt: „So a Schmarrn! Vom See Chiemsee!. Das nenn ich eine überflüssige Doppelung, ja Tautologie!“ Aber die Sarah stimmt zu: „Genau, Aleyna. Daher nenne ich den Chiemsee für meine Karte an meine Freundin Rona, die in Schottland lebt, Loch Chiemsee!“ Sarah hat das schottische Wort „loch“ für „See“ aufgrund eines Schottland-Aufenthaltes am Loch Ness kennengelernt.
Magdalena grollt noch ein wenig, aber dann kommt ihr ein Geistesblitz: „Ich schicke Grüße vom Chiemsee, the Bavarian Sea (= Meer).“ Der Marinus – nomen est omen: der vom Meer, lateinisch mare, stammende – erklärt: „Ja, genau! Ees (= Ihr) habts doo schoo wos vom Boarischn Meer ghead, oder?“
Tatsächlich! Der Chiemsee gilt schon seit langer Zeit als das „Bayerische Meer“.
Bekanntlich sind deutsch „der See“ und englisch „sea“ (= Meer) trotz ihres ähnlichen Aussehens nicht dasselbe. Setzt man vor „See“ den Artikel „die“ – „die See“ –, hat man die Erklärung für den Bedeutungsunterschied zwischen „See“ und „Meer“.
Zugrunde liegt dasselbe germanische Grundwort; die Bedeutungsunterscheidung in „die See“ und „der See“ erfolgte erst im 16. Jahrhundert. Der Begriff „See“ (= See, Teich, Wasser, Gewässer, auch: Meer) existiert nur in den germanischen Sprachen; seine Herkunft ist ungeklärt.
Unserer Schülergruppe fallen neben den See-Namen – Chiemsee, Simssee, Hartsee, Soinsee, Aiplsee, usw. – noch weitere Namen für stehende Gewässer ein: Sarah wirft das Wort Weiher in die Runde und erklärt, dieses entstamme von lateinisch vivarium, eigentlich „Fischweiher“, da in „Weiher“ das lateinische Verbum vivere = leben stecke.
Marinus nennt die folgenden Weiher-Ortsnamen aus unserer Region: „Weiher bei Hochstätt, Greimaschding, sorry: Greimharting, Höslwang, Roßholzen und Umrathshausen“. Magdalena setzt noch eins drauf: „Auch Weyarn gehört dazu!“
Sie ergänzt: „Und wie wäre es mit der Lack?“ Sie spricht Lack mit dunklem A, nicht mit hellem A, das sie für ihren Nagellack reserviert hat. „Die Lack, Lache, Wasseransammlung haben wir mit der Schwarzlack oberhalb Brannenburg, mit Lack bei Stephanskirchen und Prien“. Das Gespräch ist noch lange nicht zu Ende! Armin Höfer