Herrenchiemsee – Wie oft hat man sie schon fast beiläufig gehört, die Hebriden-Ouvertüre von Mendelssohn Bartholdy. Das Concerto Köln unter Dirigent Kent Nagano aber schuf im Spiegelsaal von Herrenchiemsee frische und fesselnde musikalische Landschaftsbilder, die von tiefem Ernst bis hin zur strahlenden Helligkeit reichten. Völlig uneitel und souverän mit sparsamen Gesten führte Nagano den großen Klangkörper durch die herrlich in Töne gesetzte, herbe Schönheit der Natur Schottlands.
Weich
webende Streicher
Weich webende, rhythmisch federnde Streicher, helle Flöten, kraftvolle Blechbläser und dumpfer Trommelwirbel bannten das Publikum bis zum wuchtigen Schluss.
In Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 in d-Moll KV 466 stahl Tobias Koch am Hammerflügel allen die Schau. Mit pianistischer Perfektion, müheloser Leichtigkeit und seinem warmherzigen Lächeln bezauberte er Orchester und Publikum gleichermaßen.
Nach geheimnisvoll düsterem Beginn im Allegro trug Koch in immer neuen Schattierungen ein melodisches Thema vor, das auf dem Hammerflügel im Vergleich zum modernen Konzertflügel zart und filigran erklang wie auf einem Spinett. Innere Ruhe und Abgeklärtheit verströmte die Romanze, in deren Mitte unruhige, auf- und absteigende Klavierfiguren zu melodischen Bläsern kontrastierten.
Für unbeschwerte Heiterkeit sorgte Koch mit seinen nicht enden wollenden, kunstvollen Kadenzen. Unvermittelt ohne Innehalten ging der zweite Satz in das Final Rondo über, in dem der Pianist zum Orchester in virtuosem Wettstreit stand.
Im lang gestreckten Spiegelsaal hatte man in den vorderen Reihen den Vorteil, den Hammerflügel in einer günstigeren klanglichen Balance zu Bläsern und Streichern zu hören. Nach dem bewegenden Schluss erhielt Koch begeisterten Beifall, für den er sich mit der Träumerei von Schumann bedankte. Nach der Pause mit obligatorischen Alphornbläsern, rauschenden Brunnen und Sonnenuntergang im Schlosspark spielte das Concerto Köln schwungvoll und dynamisch Schumanns „Rheinische Symphonie“. Im ersten Satz dominiert das von den Bläsern getragene rhythmisch markante Hauptthema das lyrische Seitenthema.
Das tänzerische Scherzo dirigierte Nagano in eher gemäßigtem Tempo. Schön anzuhören war das durch die Hörner eingeleitete farbige a-Moll Trio, prachtvoll klangen die Bläser im feierlichen vierten Satz mit seinem choralartigen Thema und aufsteigenden Trompetenfanfaren.
Heiteres und
gelöstes Finale
Das Finale schließlich folgte heiter und gelöst und endete mit einer kraftvollen Steigerung.
Als passende Zugabe erklatschte sich das Publikum noch das Scherzo aus der D-Dur Serenade von Johannes Brahms, das wegen seiner romantisch gebrochenen Stimmungswelt an Mendelssohn erinnerte und somit den Kreis der Kompositionen harmonisch abschloss.