Musik als Basis von Freundschaft und Verständigung

von Redaktion

„Klezmer-König“ Giora Feidman spielt auf seiner „Friendship-Tour“ im König-Ludwig-Saal in Prien

Prien – Die Botschaft seiner „Friendship-Tour“ erklärte Giora Feidman, der 87-jährige König der Klezmermusik, zu Beginn seines Konzertes im Priener König-Ludwig-Saal mit klaren Worten: Musiknoten sind kein Besitz einer Religion oder Ideologie – Musik kann auf der ganzen Welt mit den gleichen Noten gespielt und verstanden werden und ist somit Basis von Freundschaft und Verständigung über Konfessionen und Nationalitäten hinweg, was angesichts gegenwärtiger Kriege und Auseinandersetzungen zwischen westlicher und israelischer mit der islamischen Welt umso bedeutsamer ist. Mit seinem Titelsong „Friendship“, komponiert vom Iraner Majid Montazer, machte er diese Aufgabe der Musik deutlich. Leider war das Mikrofon, mit dem Feidman seine verbindenden Worte sprach, nicht gut eingestellt, sodass man manche Passagen nur erahnen konnte, ganz im Gegensatz zur Klarheit seines Instruments. Mit zwei traditionellen, virtuos gespielten Klezmerliedern kam die 75-jährige Bühnenerfahrung Feidmans zum Tragen, er ließ seine Klarinette vibrieren und zwitschern, spielte die typischen Triolen und Ornamente der ursprünglichen jiddischen Musik, bevor er seinem Begleiter am Klavier, dem litauischen Pianisten Vytis Sakuras, für das Prelude in E-moll von Chopin die Bühne überließ.

Mit Leonard Cohens Halleluja schaffte es Feidman, ohne auch nur das leiseste Zeichen zu geben, das gesamte Publikum des voll besetzten Saales in den Refrain einstimmen zu lassen, was sich im anschließenden Donna Donna noch steigerte und ihn zur Bemerkung veranlasste, ob sich im Publikum etwa ein professioneller Chor befinde.

Mit Kompositionen von Händel, Mozart und Scarlatti, Filmmusik aus Schindlers Liste und Jenseits der Stille und Scott Joplins „Entertainer“ zeigte er sowohl die Bandbreite der Klarinette, als auch den weltumspannenden und zeitlich unbegrenzten Einfluss klassischer oder jüdischer Musik in alle Bereiche bis hin zur Pop- und Jazzmusik.

Dass „Freundschaft“ untrennbar mit „Glücklichsein“ verbunden ist, bewies er mit drei heiteren Kompositionen Majid Montazers, den er zu sich auf die Bühne holte und demonstrierte, wie mit seiner linken, jüdischen und Montazers rechter, islamischer Hand diese Idee sichtbar wird. Aus seiner argentinischen Heimat durfte natürlich der Tango nicht fehlen und mit Por una Cabeza und Adios Nonino ehrte Giora Feidman seine beiden Landsleute Carlos Gardel und Astor Piazzolla.

Feidmans Art, diese zum Tanzen gedachte Musik zu spielen, wobei sich bei ihm nur die Lippen, Augen und Finger bewegen, der übrige Körper aber vollkommen unbeweglich bleibt, stellte einen extremen Kontrast zum Publikum dar, dem es in den Beinen juckte und manche nahe dran waren, auf dem Parkett vor der Bühne einen Tango hinzulegen.

Lang anhaltender Applaus und Standing Ovations bewiesen: Die Botschaft von „Friendship“ ist angekommen. Arnulf Lüers

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