Zwischen Weltrettung, Liebesglück und Träumerei

von Redaktion

Dota Kehr mit Band in Füchtners Kulturladen in Ramsau – Die musikalische Stimme der Klimabewegung

Ramsau – Es ist ein Ambiente, ein Abend, wie gemacht für Dota Kehr. Der Biergarten von Fichters Kulturladen in Ramsau ist voll, die Jüngsten bevölkern die Schaukeln in der Nähe der Friedhofsmauer, die Älteren sitzen an Tischen, ihr Bier begleichen sie bereits aus der Rente.

Es ist entspannt, denn die Frau, die mit ihrer Band auf der Bühne steht, will Leichtigkeit, Fröhlichkeit, Tanz. Und Ernsthaftigkeit, Schwere. Diese Mischung ist Dota.

Wer Kehrs Lieder kennt, weiß, dass sie sehr direkt sein kann. Ganz ohne doppelten Boden, ohne Ironie, wenn jedes Wort genau das sagt, was es meint. „Keine Zeit“ ist so ein Lied, mit dem die Berlinerin endlich zu Maßnahmen gegen den Klimawandel aufruft, und das sie zur musikalischen Stimme der Klimabewegung machte.

„Grenzen“ ein anderes, ihre unmissverständliche Anklage der Abschottung Europas gegen Flüchtlinge. Und dann gibt es die leichteren, die augenzwinkernden. Die selbstironischen Liebeslieder, die romantischen, oft witzigen Alltagsbeobachtungen. Oder die doppelbödigen Stücke, die sich trotz ihrer Leichtigkeit und ihres Witzes als genauso eindrückliche Anmerkungen zur Klimakrise herausstellen, wie die expliziten Texte: „Warum so viel Gewese, ich lern‘ Photosynthese“. So wird der Abend zu einer munteren Achterbahnfahrt. Dota besingt Brüche im eigenen Leben, im Leben anderer, in der Gesellschaft. Sie freut sich an den kleinen Dingen, hofft auf Welterrettung durch ihre Mitmenschen oder – falls das nicht klappt – durch ihre Lieblingsfee Galaktika, auch Zauberschulendirektor Dumbledore darf gerne mitmachen.

Natürlich stehen die Lieder ihrer erfolgreichen letzten LP „Wir rufen Dich, Galaktika“ im Zentrum des Abends. Dazu kommen die Vertonungen von Mascha Kalékos Gedichten, denen Dota jetzt schon zum zweiten Mal ein Album gewidmet hat. Es sind eher schwermütige Texte, denen sie Leichtigkeit verleiht. Durch die Melodie, einen witzigen Kehrvers, ihre besondere Interpretation.

Dota Kehr macht das alles im Stil einer Liedermacherin, die Konzertgitarre ist ihr Instrument. Ihre Band, zusammen nennen sie sich nur noch „Dota“, agiert sehr zurückhaltend, Jan Rohrbach, Patrick Reising, Janis Görlich und Alex Binder überlassen der Frontfrau ganz den Raum im Sonnenuntergang.

Als es dunkel wird, sind die Kinder längst von den Schaukeln gestiegen und stehen vor der Bühne. Einige von ihnen Arm in Arm, einige können jeden Text mitsingen. Die Älteren haben sich erhoben und stehen vor ihren Stühlen, tanzen ein bisschen, singen mit: „Ob wir Träumer sein könnten in dieser Welt? Wir tun so als ob.“

Als ob. Zumindest an diesem Abend in Fichters Kulturladen klappt das mit der Welterrettung, dem Liebesleben und der Träumerei ganz hervorragend. Markus Honervogt

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