Rosenheim – „Rock trifft Klassik“, „Klezmer trifft Salsa“: Es gibt ja viele Ansätze von Fusionen verschiedener Musikrichtungen. Doch äußerst selten dürfte ein gemeinsames Konzertieren eines klassischen Vokalensembles mit einem Jazztrio vorkommen, wie in der Kirche Sankt Nikolaus beim Bayerischen Landesjazzfestival geschehen.
Die Grundidee kam von Wolfgang Lentner vom „Le Pirate“, bei Chorleiter Michael Gartner und beim Saxofonisten Friedemann Matzeit stieß er auf offene Ohren. Das Jazztrio komplettierten der Pianist Benedikt Jahnel, der eine Zeitlang mit „Max.Bab“ für Furore gesorgt hatte, sowie der in Rosenheim bestens bekannte Bassist Henning Sieverts, welcher kürzlich erst bei der „Nacht der Pianotrios“ mitwirkte. Inhaltlicher Leitfaden des Abends war der Text „Both Sides now“ der Songwriterin Joni Mitchell. Sieg und Niederlagen, Höhen und Tiefen kennzeichnen das Leben von beiden Seiten.
Feierlich leitete das 19-köpfige Vokalensemble das Konzert mit dem Gregorianischen Choral „Leatare Jerusalem“ ein, ergänzt mit Klängen vom Sopransaxofon. Längere Solopassagen gehörten Sieverts, der seinen Bass mal zupfte, mal strich.
Das Jazztrio übernahm dezent, kredenzte Kammermusikalisches im wunderbaren Klangraum der Kirche. Das Wechselspiel zwischen Chor und Trio war ein besonderer Reiz des Konzerts, riesigen Applaus gab es für ein „Kyrie Missa brevis“, komponiert 1525. Höhepunkt des geschickt choreografierten Konzerts war eine von Trio und Chor ineinander verwobene Darbietung des erwähnten Joni-Mitchell-Songs.
„Both Sides Now“ gelang mit einer starken Solostimme von Veronika Burger, hochklassig getragen vom großen Klangkörper. Zum Schluss gab es lang anhaltenden, begeisterten Applaus – das Vocalensemble Orfeo und das Trio Matzeit, Jahnel und Sieverts haben den Gästen eine innovative und niveauvolle Klang- und Hörerfahrung beschert.
Andreas Friedrich