Rosenheim – Es war wohl der spirituellen Verbindung von Pfarrer Karl-Friedrich Wackerbarth, dem Posaunisten von „Blues4Use“ zu verdanken, dass das Wetter hielt, bis die zehnköpfige Band von Sänger und Gitarrist Ulli Nathen-Berger den Auftakt am zweiten Tag des Rosenheimer Jazzfestivals vor der Ölbergkapelle ohne Regen beenden konnte.
Mitreißende Trompeten-Soli
Enthusiastisch bejubelten die zahlreichen Zuhörer die heißen Rhythmen der Band mit Dietmar Baumanns an den Drums und Thomas Bogenberger am E-Bass, sowie die knackig arrangierten Bläsersätze, die den rauchig-voluminösen Gesang Ulli Nathen-Bergers begleiteten.
Dazu kamen mitreißende Soli des Trompeters Rich Laughlins und der Saxofonisten Reinhart Knirsch und Willi Weiß, harmonisch unterlegt und solistisch gestaltet von Pianist Uli Bauer. Die mit Power gestalteten Blues- und Jazz-Rock-Stücke vor allem der 70er-Jahre, wie etwa „Early In The Morning“, „Let The Good Times Roll“, „Spinning Wheel“ oder die Ballade „God Bless The Child“ kamen authentisch über die Bühne, nicht zuletzt durch den Background-Gesang von Angie Aschbacher und Irmi Stocker, die das Publikum sogar zum Tanzen animieren konnten.
Höhepunkt des Abends war dann das Konzert von „Mr. Red Horn“, dem schwedischen Jazz-Superstar Nils Landgren, der das Publikum nicht nur mit virtuosen Improvisationen auf seiner roten Posaune und mit seiner außergewöhnlichen Gesangsstimme in den Bann zog, sondern auch durch sein humorvolles und bescheidenes Auftreten.
Zusammen im Duo mit Johan Norberg, der einfühlsam und kunstvoll die akustische Gitarre spielte, interpretierte er Stücke des klassischen Jazz, aber auch funkige und rockige Nummern, immer lyrisch, mit sanfter, aber selbstbewusst ertönender Stimme. So erklangen alte Hits wie „Straighten Up and Fly Right“ und „Nature Boy“ aus dem Repertoire von Nat King Cole oder die Ballade „Everything Happens To Me“. Aus der Feder von Cat Stevens stammte das zweistimmig vorgetragene „Moonshadow“, danach kam plötzlich bei der Interpretation des Beatles-Songs „Eleanor Rigby“ ein Platzregen, wobei sich die Musiker aber nicht aus der Ruhe bringen ließen, sondern weitermachten, während ungefähr 30 Zuhörer auf der überdachten Bühne in Tuchfühlung zu den Künstlern Schutz suchten.
Schließlich wurde der Regen so heftig, dass er zur Gefahr für die technische Anlage wurde und das Konzert mit dem Versprechen abgebrochen wurde, im nächsten Jahr wiederzukommen.
Der dritte Teil des Abends wurde ins Le Pirate verlegt, wo das „Samerberger Jazzensemble“ unter der Leitung des Drummers Michael Keul als Oktett ihr achtzigstes (!) fulminantes Konzert gab.
Andreas Kurz am Kontrabass und Christian Elsässer am Piano bildeten zusammen mit Keul die swingende Rhythmusgruppe, dichte und harmonisch interessant klingende Bläsersätze ergab das Zusammenspiel von Valentin Preißler (Saxofon), Tom Reinbrecht (Saxofon), Philipp Staudt (Trompete), Johannes Herrlich (Posaune) und Gregor Bürger (Bariton-Saxofon).
Hommage an
Dusko Goykovich
Selbstredend agierten alle Musiker solistisch in Stücken wie dem Bossa „Once Forgotten“, Curtis Fullers Up-Time-Bop „Time Off“ oder der wunderschönen Ballade „Barfly“ von Elmo Hope, gefeatured von Johannes Herrlich und Andy Kurz, bevor sie als heiß erklatschte Zugabe den im April dieses Jahres verstorbenen Trompeter Dusko Goykovich mit der Ballade „You’re My Everything“ ehrten.
So ging eine ereignisreiche Jazznacht zu Ende, die den Rosenheimern noch lange in Erinnerung bleiben wird.