Thansau – Nach längerer Pause gab es beim Musikfestival „Festivo“ wieder einmal ein Jazzkonzert, eingerahmt von einem Barockorchester am vorhergehenden Veranstaltungstag und Verdis „La Traviata“ am darauffolgenden. In der akustisch hervorragenden Umgebung des Foyers von Schattdecor in Thansau und bei großem Publikumszuspruch gestaltete ein Duo aus der Schweiz den Abend.
Programmleiter Johannes Erkes hatte den Pianisten Thierry Lang und Heiri Känzig am Kontrabass in Zürich erlebt und kontraktierte die beiden kurzerhand für das „Festivo“. Beide sind herausragende Musiker mit besten internationalen Verbindungen und mit bedeutenden Preisen der Musikwelt ausgezeichnet. Lang spielte genreübergreifend mit Jazzern wie George Gruntz, aber auch mit Tina Turner oder dem Tangoprotagonisten Dino Saluzzi. Känzig konzertierte mit Bobby McFerrin, Charlie Mariano und Bob Mintzer, um nur ein paar zu nennen. Das Markenzeichen der beiden als Duo sind dezente, melodiöse Balladen – und diese gab es an dem Abend in Thansau wirklich reichlich und ausschließlich zu hören.
Stilistisch ist die Linie der beiden schwer einzuordnen und irgendwo im Grenzgebiet zwischen klassischer Musik, Bar-Jazz und an Filmmusik erinnernde Sequenzen angesiedelt. Ausufernde, jazztypische Soli kamen im Konzert nicht vor, vielmehr waren es feine Ziselierungen und ein filigran aufeinander abgestimmter Duktus, der den Abend dominierte – hier haben sich zwei virtuose Musiker für die Umsetzung komplexer Webmuster gefunden.
Mit melodischer Leichtfüßigkeit wirkte Lang am Piano, Känzig setzte schon beinah bass-untypisch einzelne behutsame Akzente an seinem Instrument. Die meisten Stücke waren Eigenkompositionen, wobei im ersten Set auch ein Titel von Altmeister Henry Mancini vorkam, mit einer guten Balance zwischen Melodie und Rhythmus und einer gewissen unterschwelligen Spannung.
Der „Tender Waltz“ als Einstieg nach der Pause geriet tänzerisch, beinah schelmenhaft und mit einem toll gespielten Bass mit Vibrato-Effekt. Eine Anmutung an den Sound von Alphörnern war das Känzig-Stück „Swiss Mountain Smell“, nach vielen langen, gefälligen und ruhigen Titeln mit ähnlichem Duktus wurde es jetzt einen Tick schräger und origineller, auch die Choreografie des Stücks war überraschend, denn es folgten rhythmische Passagen mit Latin-Anleihen. Im erst vor 14 Tagen komponierten „Erbsenwalzer“ hatten sich die Musiker noch ein kleines Klang- Schmankerl aufgehoben, was denn auch das Publikum mit kräftigem Extra- Applaus würdigte. Insgesamt war es ein Konzertabend der ruhigeren Sorte und voller melodiöser Klänge zum Dahinträumen.
Andreas Friedrich