„So schee wia auf Hawaii“

von Redaktion

Über die Bestimmungswörter stehender Gewässer in unserer Region – Pi-See heißt mit vollem Namen Pioniersee

„Na guad“, schließt die Anja, Betreuerin einer Schülergruppe im Ferienprogramm einer oberbayerischen Gemeinde, ein Gespräch über die Herkunft und Bedeutung von drei Grundwörtern für stehende Gewässer ab: See, Weiher und Lack. Danach stellt sie eine neue Aufgabe: „Wer von euch kennt interessante Bestimmungswörter von stehenden Gewässern aus unserer Gegend? So ist beispielsweise der Happinger See nach einem Ort benannt, der an ihm liegt.“

Die Magdalena wirft den Chiemsee in die Runde. Anja erklärt: „Beim Chiemsee schaut’s genauso aus: Er ist ebenfalls nach einem Ort benannt, der an ihm liegt, nämlich Chieming“. Als nächster ist der Marinus dran. „Kennt jemand von euch den Pi-See?“ Kopfschütteln. Marinus erklärt: Der Pi-See heiße mit vollem Namen Pioniersee. Er liege in der Nußdorfer Au und habe zur Ausbildung der Brannenburger Gebirgspioniere gedient. Der Ferienschüler setzt noch eins drauf: „Warum heißt ein Badesee zwischen Degerndorf und Flintsbach Hawaiisee?“

Hektisches Tippen auf den Handys. Sarah ist die schnellste: „Bei Chiemsee-Alpenland finde ich: Die Amerikaner, die in der Degerndorfer Karfreit-Kaserne kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten, sollen diesen See Highway Lake genannt haben, weil er an einer wichtigen Straße liegt, die übrigens später zur A 93 ausgebaut wurde. Eingedeutscht wurde der Highway-Lake zum Hawaiisee.“

Der Marinus will schon 100 Punkte vergeben, als die Expertin Anja voller Zweifel den Kopf schüttelt. „Sarah, ruf doch schnell bei der Gemeinde Flintsbach an!“ Gesagt, getan. Die Gemeindeangestellte Christine Berger verbindet mit Bürgermeister Stefan Lederwascher. Das Gemeindeoberhaupt antwortet ebenso freundlich wie kompetent: Der Hawaii-See sei kein Natursee, sondern ein Baggersee. Durch den fortwährenden Abbau von Kies sei dort das Grundwasser hervorgekommen, wodurch sich ein See gebildet habe, und zwar in idyllischer, schönster Lage, „so schee wia auf Hawaii“. Daher: „Hawaiisee“. Der Bürgermeister kennt auch die Highway-Erklärung, hält aber die Herleitung von der schönen natürlichen Lage, so wie auf Hawaii, für wahrscheinlicher.

Der Anja lässt das trotzdem keine Ruhe. „Man braucht immer eine zweite Meinung!“ Im Besitz der Adresse eines älteren Flintsbacher Gemeindebürgers erhält sie von Josef Huber eine Bestätigung der Erklärung vom Kiesabbau, speziell für den Bau der A93 seit 1953, sowie von der schönen Lage „wia auf Hawaii“; außerdem sei der Baggersee inzwischen tatsächlich zum Natursee geworden.

Außerdem weiß Huber von einer allgemeinen Hawaii-Begeisterung in Deutschland in den 1950er Jahren zu berichten. „Das ist es“, ruft Anja. „Letzte Woche war ich auf der Retro-Party mit alten Schlagern in meinem Club.“ Dort habe sie zu einem („geilen“) Song von Caterina Valente einen langsamen Walzer getanzt. Dessen Text lautete: „Steig in das Traumboot der Liebe, fahre mit mir nach Hawaii. Dort in der Schönheit der Insel wartet das Glück auf uns zwei“.

Sofort greifen die Ferien-Jugendlichen zum Youtube-Kanal auf ihren Handys und hören das berühmte Lied aus dem Jahre 1956. Aloha, Hawaii! Armin Höfer

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