Ein Lied geht um die Welt

von Redaktion

Abschlusskonzert der „Masterclass“ von Kammersänger Oskar Hillebrandt

Stephanskirchen – Zwei Wochen haben sie mit Kammersänger Oskar Hillebrandt in dessen „Masterclass“ gearbeitet und sich von ihm in Gesangstechnik, Ariengestaltung und Präsentation trainieren lassen, am Ende haben sie in zwei Konzerten das Ergebnis vorgestellt, einmal im Antretter-Saal in Stephanskirchen, einmal im Saal von Schloss Neubeuern: drei Sängerinnen und sechs Sänger mit unterschiedlichen Reifegraden und Wunschvorstellungen.

Internationale
Größen

Einige sind schon auf internationalen Bühnen, einige wollen erst dahin und einer wollte nur als Musiklehrer mehr über das Singen selber wissen: Richard Götze aus Lübeck. Er sang mit guter Diktion und Artikulation Arien aus Mozarts „Zauberflöte“ und spielte artig zusammen mit Nahoko Nakagami eine kleine Szene daraus: „Bei Männern, welche Liebe fühlen“. Es dominierten die tiefen Stimmen: Rainer Bopp, ein Schauspieler mit Sängerausbildung, ging verschwenderisch mit seiner großen und durchaus metallener Bassstimme um, zuerst als Mephisto in „Faust“ von Charles Gounod („Geld regiert die Welt“) und dann, mit deutlichem Einbruch in der Stimme, die ihm in den lyrischeren Passagen nicht mehr folgen wollte, als „Fliegender Holländer“ („Die Frist ist um“). Lukas Kunze aus Chemnitz hat schon mehrere Gesangswettbewerbe gewonnen, in einer Arie aus dem „Freischütz“ demonstrierte er die Durchschlagskraft seines Prachtbasses und den dramatischen Arien-Aufbau, blieb in der Arie des Königs in Verdis „Don Carlos“ („Sie hat mich nie geliebt“) trotz großen Stimmaufwandes aber etwas blasser.

Michael Doumas, Gesangs-Dozent am Hamburger Konservatorium und im Rosenheimer Raum bekannt, zeigte neben einer großen Stimme große Beredsamkeit als Veit Pogner in Wagners „Meistersinger“ und überraschte mit dem hugenottisches Kampflied „Pif, paf, pouf“ aus „Les Huegenots“ von Giacomo Meyerbeer, auch mit den Augen singend und die Vokale geschickt färbend.

Der chinesische Bariton Tonghe Hu hat einen schönklingenden und schon fertigen Bariton mit guter Legato-Kultur und dramatischem Furor, was er in „Il balen“ aus Verdis „Troubadour“ und dann in Wolframs „Lied an den Abendstern“ aus Wagners „Tannhäuser“ hören ließ. Hier konnte man den natürlichen Fluss der Stimme bewundern und ein ahnungsvolles Piano – das an diesem Abend selten war. Das Forte war so dauerhaft, dass es sich am Ende mit piepsenden Hörgeräten um die Vorherrschaft stritt.

Einziger Tenor war der aus Schloßberg stammende Markus Herzog. Große Leidenschaft und Stimmkraft und gut erreichte Spitzentöne prägten „Un di, allazurro“ Arie aus „Andrea Chenier“ von Umberto Giordano. Die Arie ist eine physischen Herausforderung: Lange deklamatorische mächtige Passagen, teilweise in hohen Tonlagen, fordern den Tenor – Markus Herzog bestand diese Herausforderung.

Wenn die Sopranistin Agnes Weiland die Bühne betrat, brannte diese vor rückhaltloser Leidenschaft. Mit hochdramatischem, den Saal flutenden Sopran sang sie „La mamma morta“ aus „Andrea Chenier“ und setzte endgültig den Saal in Brand in dem Duett mit Markus Herzog aus „Cavalleria rusticana“, wenn sie ihn um Liebe anfleht. Überhaupt waren die Duette die lebendigsten Programmteile. Das galt für „Komm, mein Söhnchen, auf ein Wort“ aus Smetanas „Verkaufte Braut“, in dem Michael Doumas und – in begrenzterem Maße – Markus Herzog ihre komödiantische Ader zeigten, und dann besonders im Duett Aida/Amneris aus Verdis „Aida“. Das ging in der Leidenschaft so weit, dass Kaya Hashimoto als Amneris Agnes Weiland als Aida an der Gurgel packte.

Nimmermüde
begleitet

Oskar Hillebrandt moderierte mild ironisch, am Ende des – vor allem für den nimmermüden begleitenden Pianisten Paolo Trojan – kraftraubenden Gesangsabends, sangen alle zusammen mit ihrem Gesangs-Meister Oskar Hillebrandt „Ein Lied geht um die Welt“ – es ging bis Stephanskirchen.

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