Reiches Schaffen vor der Epoche der „Künstlerlandschaft Chiemsee“

von Redaktion

Vom Barock zum Biedermeier – Vergessene Künstler in Prien und Umgebung – Spuren in der Marktgemeinde

Prien – Die Kunstgeschichte des Chiemgaus wird heute über den Begriff der „Künstlerlandschaft Chiemsee“ bestimmt, die insbesondere ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Künstler an den See führte. Weitgehend vergessen sind allerdings die Maler, die schon im 17. und 18. Jahrhundert das reiche Kunstschaffen der Region bestimmten.

Karl Aß, Kreisheimatpfleger und Heimatmuseums-Leiter, widmet nun erstmals Künstlern beziehungsweise Künstlerfamilien, die in diesen Zeiten in Prien ansässig waren, eine Ausstellung im Priener Heimatmuseum. Dort bekommen der Maler Jacob Carnutsch, dessen Kompagnon Josef Eder, die Malerfamilien Tiefenbrunner und Furtner mit Originalen, Drucken und Fotografien einiger ihrer Werke ein würdiges Denkmal gesetzt.

Der barocke Laubensaal im Schloss Hohenaschau „im Reich der Flora“ wurde von eben jenem Jacob Carnutsch (1650 bis 1716) zusammen mit seinem nicht minder begnadeten Kompagnon Josef Eder (um 1645 bis 1712) ausgemalt.

Wohl gefördert durch das Augustiner-Chorherrenstift Herrenchiemsee wurden die beiden (Eder stammt aus Innsbruck und Carnutsch aus Meran) um 1680 in Prien ansässig. Sie schufen die Deckenbilder der Stiftskirche von Herrenchiemsee, auch in Schloss Wildenwart, auf Altargemälden in Aschau und Grassau sowie auf dem üppig ausgemalten Nonnenchor des ehemaligen Dominikanerinnenklosters Altenhohenau haben sich die beiden verewigt. Wer hat was gemalt? Die Händescheidung fällt bei Carnutsch und Eder schwer. Abbildungen zeigen, dass allein das Doppelporträt der Frauenchiemseer Äbtissinnen Scholastika Teresa von Perfahl und Maria Euphrosina von Ettenau (um 1700) beispielsweise die Signatur von Carnutsch trägt.

Eder hingegen, eher ein Vertreter der kleinteiligen Tiroler Barockkunst, hat seine Handschrift an den von ihm gemalten Deckengemälden der Stiftskirche von Herrenchiemsee hinterlassen. Eine weitere in Vergessenheit geratene Künstlerfamilie aus Prien sind die Tiefenbrunners. Ursprünglich Fassmaler und Vergolder, waren sie als volkstümliche Rokokomaler tätig. Joseph Tiefenbrunner (1709 bis 1787) schuf unter anderem die topografisch bedeutende Wandmalerei im Augustiner-Chorherrenstift mit der Kloster-Ansicht, auch das reizvoll gestaltete Antependium mit der Darstellung des heiligen Nepomuk in der Aschauer Rastkapelle und die Kreuzkapelle in Niederaschau hat er gestaltet.

Sein Sohn Franz Xaver Tiefenbrunner (1736 bis 1777/79) erwarb sich Ruhm als Lüftl-Maler – zu bewundern beispielsweise am Wider-Anwesen in Prien-Trautersdorf.

Und dann gibt es noch die Malerfamilie Furtner, die ähnlich den Tiefenbrunners als Fassmaler, Vergolder und Kramer tätig war. Von Benedikt Furtner (1764 bis 1858) sind beispielsweise zwei Selbstporträts und ein Portrait seiner Gattin im Besitz der Kunstsammlung des Marktes Prien. die Verkündigung Mariä im Nazarener Stil in der Priener Pfarrkirche lässt sich dem jüngeren Benedikt (1825 bis 1885) zuordnen. Die Furtners waren zweifelsohne schon Künstler des Biedermeiers. Man kann den Kreisheimatpfleger und Museumsleiter Aß nicht genug für seine Arbeit loben. Bis heute kann man die Werke der Künstler in Kirchen, Schlössern und Klöstern der Umgebung bewundern. Zitate aus dem Heimatbuch Prien am Chiemsee von 1958 von Peter Bomhard liefern weitere Informationen. Die Ausstellung macht Lust, auf den Spuren der Priener Künstler durch die Marktgemeinde zu wandeln oder sich gar auf Entdecker-Touren quer durch die Region zu begeben. Elisabeth Kirchner

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