Rohrdorf/Thansau – Was bedeutet Glückseligkeit? Eine musikalische Antwort auf diese Frage erhielt das Publikum beim Festivo im Foyer von Schattdecor in einem überragenden Kammerkonzert. Auf dem Programm stand Musik mal mit und mal ohne Klavier, ein Terzett von Dvorák, ein Duo für Violine und Viola von Mozart und das Klavierquartett in g-Moll op. 25 von Johannes Brahms.
Festivo-Gründer und Bratschist Johannes Erkes wies in seiner Begrüßung auf zwei Besonderheiten hin. Zum ersten Mal würden die Geiger Marc Bouchkov und Eduard Wulfson zusammen auf der Bühne stehen, zudem spielten beide auf kostbaren Stradivari-Violinen, von denen eine den Namen „Rosenheim“ trägt, da sie im 19. Jahrhundert von einem Kaufmann namens Rosenheim erworben wurde.
Mit dem Terzett in C-Dur op. 74 von Antonin Dvorák brachten Bouchkov, Wulfson und Erkes eine selten gespielte, schwelgerische Komposition zum Erklingen. Auf einen lieblich sanften, liedhaften Beginn folgte ein temperamentvolles Larghetto mit wunderbar wiegenden Rhythmen und einem melodisch ruhigen Mittelteil.
Alle drei Musiker bannten die Hörer mit zu schweben scheinenden, durchsichtigen Tonfolgen, deren kunstvolles Ineinanderfließen und Weiterführen ein großer Hörgenuss war. Tänzerisch ausgelassen spielte das Trio das reizvolle Scherzo, feurig war schließlich der Variationensatz, nach dem das Publikum begeistert applaudierte.
In Mozarts Duo Nr. 1 in G-Dur für Violine und Viola verzauberten Wulfson und Erkes das Publikum mit einem mal heiteren, mal innig ernsten melodischen Dialog. Die jubilierende Geige mit ihrer strahlenden Helligkeit ergänzte klangschön den warmen, sonoren Ton der Bratsche. Bewegend war der langsame Satz in der Mitte, verspielt und ausgelassen das Rondeau Allegro, in dem beide Musiker ihre Instrumente mit müheloser Leichtigkeit und großer Spielfreude erklingen ließen.
Kammermusikalischer Höhepunkt des Abends war nach der Pause das Klavierquartett in g-Moll op. 25 von Johannes Brahms. Herbert Schuch am Klavier und Floris Mijnders (Violoncello) waren für Bouchkov und Erkes die idealen Partner. Die vier Musiker interpretierten das höchst anspruchsvolle Werk stimmlich perfekt aufeinander abgestimmt mit mitreißender Energie und Leidenschaft,
Zart perlende Lyrismen des Klaviers, wunderbar weiche, biegsame Cellopassagen, eine sonore Bratsche und melodisch helle Violinklänge verbanden sich zu einem kaum überbietbaren Hörerlebnis. Im Kopfsatz, den fieberhafte Erregung kennzeichnete, führte das düstere Hauptthema immer wieder einen fesselnden Kampf mit den nachgeordneten Themen.
Unruhig und leise erklang das Intermezzo, in dem Moll und Dur beständig kontrastierten. Schön anzuhören war die weit ausgreifende Melodie des dritten Themas von Bratsche und Violoncello. Das Quartett spielte das dahinströmende Andante con moto, dessen Schluss zart und leise verklärt endet, mit großer Sensibilität und Hingabe. Rasant steigerte sich schließlich das Rondo alla zingarese mit einem melodisch langsamen Teil vor dem feurigen, rhythmisch packenden und kraftvollen Finale.
Für den minutenlangen und stürmischen Beifall bedankten sich die Musiker noch einmal mit dem Schluss aus dem Rondo alla zingarese. Georg Füchtner