Eine große Jubelfeier für Johannes Brahms

von Redaktion

„Festivo“ würdigt den 190. Geburtstag mit spannenden Interpretationen im Foyer von Schattdecor

Rohrdorf – Bei „Festivo“ werden Hörgewohnheiten und Spieltraditionen nicht zementiert, sondern stets neu befragt. Für diese Haltung steht das Aschauer Kammermusik-Festival seit 30 Jahren.

Heuer wäre Johannes Brahms 190 Jahre geworden. Grund genug, dieses runde Jubiläum groß zu feiern. Hierfür hat man sich bei „Festivo“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen, nämlich: eine spannende Werkstatt der Brahms-Interpretation.

Im Zentrum stehen die berühmten Klavierquartette op. 25 und op. 60 sowie das packende Klavierquintett op. 34. Das Besondere: Es sind jeweils zwei unterschiedliche Pianisten zu erleben. Bereits Mitte September präsentierte sich der in Rosenheim aufgewachsene Herbert Schuch (wir berichteten). Jetzt gastiert am Freitag in einer Woche, am 29. September im Foyer von Schattdecor in Thansau bei Rohrdorf Dejan Lazic.

Bei „Festivo“ ist der Pianist aus Kroatien längst ein Stammgast. Er steht für hellhörige Entschlackung, und das tut gerade der Musik von Brahms sehr gut. Sie ist keineswegs so schwer und breit, wie es oft und gerne heißt.

Manche Klischees halten sich bis heute ziemlich hartnäckig, nicht so im Spiel von Lazic. Er ringt der Musik von Brahms zugleich eine unerhörte Klassizität ab. Davon profitieren das Klavierquartett op. 60 und das Klavierquintett op. 34.

Wie die ersten beiden Klavierquartette hatte Brahms auch op. 60 bereits 1855 grob entworfen Rund zwei Jahrzehnte später nahm er die Arbeit wieder auf, um die zwei fertigen Sätze zum ersten und dritten Satz umzuarbeiten und diese um zwei weitere Sätze zu ergänzen.

Die frühen Originale hat Brahms vernichtet. Allein der Kopfsatz zeugt von der unerfüllten Liebe zu Clara Schumann, der Frau von Robert Schumann.

Selbst in der Fassung aus den 1870er-Jahren wird deutlich, wie depressiv Brahms 20 Jahre zuvor gewesen sein muss. Der abgründig ernste Ton sowie die lapidar-diffuse Thematik und Form sprechen eine deutliche Sprache. Nur das Andante wirkt etwas aufgehellt. Eine verworrene Entstehungsgeschichte weist auch das Klavierquintett op. 34 auf. Vermutlich hatte er es bereits 1861/62 als Streichquintett mit zwei Celli konzipiert.

Als Brahms das Werk seinem Freund Joseph Joachim, ein berühmter Geiger, präsentiert, moniert dieser die Schroffheit und das düstere Kolorit. Aus dem Streichquintett wird zunächst eine Sonate für zwei Klaviere und schließlich das Klavierquintett. Der Klangraum wirkt vielfach noch orchestraler als bei den Klavierquartetten. In der hochchromatischen Einleitung zum Finalsatz sind Parallelen zur „Faust“-Ouvertüre von Richard Wagner hörbar.

Beim Konzert im Foyer von Schattdecor gastiert neben Lazic der bekannte Violinist Benjamin Schmid sowie „Festivo“-Leiter Johannes Erkes an der Bratsche. Zen Hu an der Violine und Enrico Bronzi am Cello runden die Besetzung ab. Auch sie zählen längst zur „Festivo“-Familie. Auch der letzte Teil der diesjährigen Brahms-Werkstatt bei „Festivo“ dürfte also überaus spannend werden.

Das „Festivo“-Konzert am Freitag, 29. September, im Foyer von Schattdecor bei Rohrdorf beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es bei der Tourist Info Aschau unter Telefon 08052/904941, beim Ticketbüro Prien im Haus des Gastes unter Telefon 08051/965660 sowie bei allen München-Ticket-Vorverkaufsstellen. marco frei

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