Kutterling – Der Weiler Kutterling ist vor allem im Zusammenhang mit der Malerei, insbesondere der Kunstmalerei, bekannt geworden, hat doch hier von 1892 bis 1900 Wilhelm Leibl, ein herausragender Vertreter der Kunstrichtung des Realismus, gelebt und gewirkt.
Zu seinen bekanntesten Werken aus seiner Kutterlinger Zeit zählen mehrere Gemälde mit der sogenannten „Malresl“ und das Porträt des „Mädchen[s] mit der weißen Halsbinde“. Bei diesem Leibl-Modell handelt es sich – entgegen der irrigen Auffassung mancher Leibl-Experten – um die damals 14-jährige Bauerntochter Maria Stadler.
Sie heiratete später Balthasar Höfer vom Schneider-Anwesen zu Derndorf und zog etwas später mit ihrer Familie in die Einöde Ulpoint bei Litzldorf. Nun gibt es in Kutterling seit kurzer Zeit eine weitere Malerei zu bestaunen. Sie befindet sich für jedermann sichtbar an einem Wegweiser. Es handelt sich genauer gesagt um eine Übermalerei! Denn ursprünglich war auf dem Wegweiser zu lesen: „Zum Farrenpoint“. Hiermit sollte der Weg zum Gipfel desjenigen Berges angezeigt werden, an dessen Fuße Kutterling liegt.
Er heißt „Farrenpoint“. Der bisher anonyme Maler oder die bisher anonyme Malerin hat das m im Worte „zum“ derart genial übermalt, dass derzeit zu lesen ist: „Zur Farrenpoint“. Und das ist die richtige Schreibweise! Alle Einwohner von Kutterling sagen seit jeher „die Farrenpoint“ beziehungsweise „b Famboid“ – im Bairischen mit Betonung der zweiten Silbe –, was durch die Korrektur des Wegweisers eindrucksvoll bestätigt worden ist. Der Duden hat zwar den Eintrag „der Point“, womit aber auf ein französisches „point“ verwiesen wird, das wiederum von lateinisch „punctum“ = das Gestochene, der Einstich herrührt und mit deutsch Punkt und englisch point zusammenhängt. Einen Eintrag „die Point“ hat der Duden aber nicht.
Also: Peunt, Beunt, Point, Baind sind weibliche Begriffe; sie entstanden aus althochdeutsch piunt(a), biunt, mittelhochdeutsch biunte und biunde. Diese femininen Begriffe bezeichnen ursprünglich ein „rings umzäuntes Grundstück“, wie es der Orts- und Flurnamenforscher Reinhard Bauer beschreibt. Diese Landstücke, so der Gelehrte, anfangs meist hinter dem Hausgarten gelegene Wiesen, seien dem Flurzwang durch Umzäunung entzogen gewesen und konnten somit individuell genutzt werden. Im Falle der Farrenpoint ist der Name eines Kutterlinger Grundstücks, auf dem „farren“ = Jungstiere weideten, den Berg quasi bergwärts hinaufgerutscht, indem er zunächst die Farrenpoint Alm – jetzt Huber-Alm – benannte und sodann den gesamten Berg. Wilhelm Leibl wanderte auch gerne im Flachland unterhalb der Farrenpoint, so etwa in der Feilnbacher Filze, in der Filzn.
Auch diese – ebenfalls feminine – Bezeichnung für eine Hochmoorlandschaft ist dem Duden unbekannt, wobei er immerhin beim maskulinen Eintrag „der Filz“ mit der Ergänzung „süddeutsch“ auf die Bedeutung „Moor“ hinweist.
Beides also richtig: Der Filz und die Filze, bairisch b Filzn. Eines bleibt noch zu korrigieren: Es gibt keine Reise ins schöne Chiemgau, sondern in den schönen Chiemgau … ! Host mi?