Von Esoterik-Sympathisanten und rechten Reichsbürgern

von Redaktion

Verein für bodenständige Kultur zeigt den Dokumentarfilm „Die Mondverschwörung“ von Thomas Frickel

Rosenheim – Der Verein für bodenständige Kultur in Rosenheim zeigte passend zum Thema in der letzten Vollmondnacht den Dokumentarfilm „Die Mondverschwörung“ von Thomas Frickel als Open-Air-Veranstaltung auf der überdachten Freiluftbühne.

In dem dokumentarischen Roadmovie von 2011, das nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat, begibt sich Dennis R. D. Mascarenas, Chefreporter des deutschsprachigen US-Senders DDCTV, auf eine bisweilen irrwitzige Erkundungsreise, um herauszufinden, was die Deutschen mit dem Mond vorhaben. Stoisch und ein wenig an die Gesprächstechnik von Franz Xaver Gernstl erinnernd geht Mascarenas, seriös mit Krawatte und Anzughose, auf seine Gesprächspartner zu. Diese geraten ins Erzählen, wenn Mascarenas ihnen das Mikrofon hinhält und mit harmlosen Floskeln a là „Ach, das ist ja interessant“ oder „tatsächlich“ das Interview weiterführt.

Harmlos und skurril beginnt der Streifen, der Reporter besucht zunächst Pinguine in der Antarktis und trifft in den Vereinigten Staaten auf eine Stelle, die Grundstücke auf dem Mond verkauft. Im deutschen Westerkappelen heftet er sich an die Spuren eines Herrn Jürgens, der angeblich selber den Mond geerbt haben soll. Skurril genug, ebenso wie der Auftritt von Schlagersänger Gus Backus mit dem Lied „Der Mann im Mond“ in einem Bierzelt – Backus trat übrigens vor einiger Zeit im Keller des Ballhauses in Rosenheim auf. Auf seiner Erkundungstour kommt Mascarenas auch in die Rosenheimer Ecke: er trifft die Mondkalender-Bestsellerautorin Johanna Paungger, nimmt an einer skurrilen Mondgymnastik teil und spricht mit einem Betriebsleiter der St.-Leonhards-Quellen, deren „Mondwasser“-Abfüllung sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.

Auf einer Messe erklärt ihm eine Glas-Designerin sinngemäß, dass Wasser auf Gesang reagiert und seine Molekülstruktur ändert. Immer eigentümlicher werden die Interviewpartner, sie erzählen von Reisen in Ufos zu fernen Galaxien und von den bedrohlichen „Chemtrails“, die freilich nichts anderes als Kondensstreifen sind. Eine „Runenspezialistin“ am Wannsee erzählt, Angela Merkel sei „in den USA mit Photonen abgefüllt worden“ und hätte sich danach verändert. Die Gesprächspartner kommen nun nicht mehr aus der Esoterik, sondern aus der rechten Szene.

Ein offenkundiger Reichsbürger erklärt, dass auf dem deutschen Personalausweis ein Teufels-Symbol zu sehen sein soll. Die „schwarze Sonne“ spielt eine symbolische Rolle auf den Treffen der „Thule- Gesellschaft“ und die Treffen einer „Neuschwabenland“-Gruppe in Berlin räsonieren über angeblich fruchtbare Regionen in der Antarktis mit zwei Millionen „arischer Bewohner“. Wie der Auftritte einer „Rechtsrock“-Band zeigte, wurde dieser Mythos in die Neonaziszene übernommen.

Regisseur Thomas Frickel erläuterte im Gespräch mit den zahlreichen Gästen noch einige Aspekte. So hätten einige der dargestellten Verschwörungstheorien eine Art „wahren Kern“.

Beispielsweise gab es tatsächlich 1938 eine deutsche Antarktis-Expedition, der Rest sei allerdings völlige Fantasie. Gefährlich sei laut Ansicht von Experten die Rolle der Esoterik: mit Verschwörungstheorien angereichert und anti-aufklärerisch vorgeprägt würden Esoteriksympathisanten leicht zugänglich auch für Manipulationen von rechts. Der Film stamme noch aus einer Zeit, in der zwar bereits von den Akteuren publiziert wurde, das Internet habe die Reichweite aber noch verstärkt, so der Regisseur, der noch einen Bogen zu Corona-Demonstrationen spannte. Der Film rief einige ungläubige Lacher bei den Gästen hervor und regte zu Nachdenklichkeit und Diskussionen an.

Andreas Friedrich

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