Die faszinierenden Klangfarben des Saxofons

von Redaktion

Das Arcis Saxophon Quartett begeistert auf der Herreninsel

Herrenchiemsee – Im vergangenen Jahr musste das Konzert des Arcis Saxophon Quartett auf der Herreninsel aus Krankheitsgründen kurzfristig abgesagt werden. Am strahlenden Spätsommersonntag wurde es nun im kleinen Hof des Augustiner Chorherrenstiftes im alten Schloss vor begeisterten Zuhörern nachgeholt, die schon voller Vorfreude waren, hatte das junge Quartett doch in 2019 hier schon mal ein umjubeltes Konzert gegeben.

Normalerweise verbindet man das Saxofon vor allem mit dem Jazz. Dass das Instrument solch eine große Menge Varianten bietet wie Sopran-, Alt-, Tenor-, Bariton-, Bassaxofon und noch etliche andere, schien vielen Besuchern neu zu sein. Frappierend war es auch, welch ungeheuer großes Repertoire mit ungeahnt differenzierten Klangfarben die vier begeisterten Saxofonisten spielten.

Konzertreisen führten das 2009 gegründete Ensemble bereits in die Philharmonie in Berlin und München, die Wigmore Hall London, nach China, Russland, Saudi-Arabien, Bahrain, Algerien, Marokko, Ecuador und die USA. Auf der Herreninsel kam ein buntes, abwechslungsreiches Programm verschiedener Stilrichtungen zu Gehör. Als erstes, ganz klassisch, Wolfgang Amadeus Mozarts bekannt vertrautes, frühes Divertimento F-Dur KV 138 in drei Sätzen, das – eigentlich geschrieben für Streichquartett – die enorme Bandbreite der erstaunlichen Instrumente demonstrierte. Im Allegro schnell und fröhlich, der Mittelsatz ein wenig melancholisch, um im dritten Satz von einem furios jubelnden Presto abgelöst zu werden. Anschließend erklangen Präludien und Fugen von Dimitrij Schostakowitsch, die er – offensichtlich inspiriert von Johann Sebastian Bach – in den 1960er-Jahren komponiert hatte.

Die vier Musiker – Claus Hierluksch (Sopransaxofon), Ricarda Fuss (Altsaxofon), Anna-Marie Schäfer (Tenorsaxofon) und Jure Knez (Baritonsaxofon) – führten abwechselnd durch das Programm. Ausführlich gingen sie auf den belgischen Erfinder des Saxofons ein, den Musiker und Instrumentenbauer Adolphe Sax, der das Instrument Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hatte, um ein „freilichttaugliches Instrument“ zu haben. 1846 erhielt Sax in Frankreich ein Patent und erlangte vor allem in der französischen Militärmusik große Berühmtheit.

Im traditionellen Swing und Jazz nach der Jahrhundertwende hatte das Saxofon für ein großes Publikum seine große Zeit. Als drittes Stück vor der Pause brachte das Quartett „Jesus is Coming“ des niederländischen Komponisten Jakob Ter Feldhaus zu Gehör – hier imitierten die Saxofonisten New Times Square eine Babystimme, einen Straßenprediger und einen ganzen Kirchenchor. Nach der Pause, in der es anlässlich des bald 15-jährigen Bestehens des Quartetts für die Besucher CDs zu gewinnen gab, kamen fünf Stücke (eigentlich für Streichquartett, für Saxofone adaptiert) von Erwin Schulthoff (1894 bis 1942) zur Aufführung: alle nach verschiedenen Tänzen komponiert von schwingendem Wiener Walzer bis Tango milonga und Tarantella, prestissimo mit Schmiss.

Spätestens jetzt war das Publikum voll in den Bann der Musik gezogen. Die Musiker schienen mit jeder Faser selbst Musik zu sein und gingen in den so unterschiedlichen Werken völlig auf, sodass sie die Werke – vollkommen aufeinander eingestellt – dem seit Jahren mit guter Musik verwöhntem Publikum – wunderbar vermitteln konnten. Die folgende Suite in vier Teilen aus dem Musical „Porgy and Bess“ von George Gershwin, arrangiert von Sylvain Dedenon, tat das ihrige dazu, sodass Beifall und Jubelrufe nicht größer hätten ausfallen können. Ein „Patchwork“ – Stück als Zugabe.

Christiane Giesen

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