Neubeuern – Die Kammerkonzerte auf Schloss Neubeuern sind immer ein großer Genuss. Der schöne Weg hinauf zum Schloss und der Festsaal mit seiner prunkvollen Ausstattung stimmen das Publikum ideal auf ein Konzert ein. Wenn dann auch noch zwei überragende und sympathische Interpreten wie der Bratschist Nils Mönkemeyer und der Pianist William Youn auftreten, ist das Glück vollkommen.
Auf dem Programm des Abends standen Werke von Schumann, Rebecca Clark, Schubert, Morton Feldman und Johannes Brahms. „Wir freuen uns riesig, dass wir hier sind“, gestand Mönkemeyer dem Publikum. Dass die Freude gegenseitig war, zeigte bereits der begeisterte Applaus zur Begrüßung.
Mönkemeyer und Youn spielten zunächst das Adagio und Allegro op. 70 von Robert Schumann. Der getragene erste Satz verströmte einen wunderbaren melodischen Zauber. Beide Musiker ergänzten sich hervorragend und verschmolzen zu einer berückenden musikalischen Einheit. Voller Frische und Leidenschaft erklang das Allegro, in dem die perlende Zartheit des Klaviers und der weiche, geschmeidigen Ton der Bratsche gefangen nahmen.
Sanft und schwerelos wirkte das impressionistisch anmutende Stück „Morpheus“ der Engländerin Rebecca Clark, das sie unter einem männlichen Pseudonym veröffentlichte. Bezeichnet nach dem „Gott des Schlafes“, erinnerte die Komposition tatsächlich an Debussy oder Ravel, wie damals die Experten meinten. Eine elegisch ernst klingende Bratsche und zart dahingetupfte, oft lebhaft auf- und absteigende Klavierläufe schufen eine träumerische Atmosphäre.
Ein Höhepunkt des Konzerts war Schuberts „Arpeggione“ Sonate in a-Moll. Beide Interpreten spielten derart feinfühlig und perfekt aufeinander abgestimmt, dass man nur dankbar zuhören durfte. Die lebhafte Freundlichkeit des ersten Satzes wurde im Andante abgelöst von innig zarten Lyrismen. Heiter und virtuos ertönte schließlich das tänzerische Allegro, in dem das Klavier sich der Bratsche begleitend unterordnete. In Schuberts fis-Moll Sonate D 571 zeigte William Youn seine ganze musikalische Meisterschaft. Die Sonate, deren Stimmung beständig zwischen Licht und Schatten wechselt, berührte durch eine große Farbigkeit, betörend zarte Lyrismen und einen oft sanft murmelnden, pianistischen Monolog voller Ruhe und Abgeklärtheit. Konzentriertes Zuhören war erforderlich bei Morton Feldmans kurzer und filigraner Komposition „Viola in my life III“, in der die Bratsche feine, kaum vernehmbare Töne zu Gehör brachte und zu der ein Husterer aus dem Publikum entgegen Mönkemeyers humorvoll-ironischer Bemerkung keinesfalls dazugehört hätte.
In der Es-Dur-Sonate op. 120/2 von Johannes Brahms demonstrierten Mönkemeyer und Youn schließlich noch einmal ihre überragende Klangkultur. Ausdrucksvoll spielten die beiden das dialogisch lebhafte Allegro amabile, harmonisch schroff und wuchtig erklang das Allegro appassionato, voller musikalischer Kontraste und rhythmisch zugespitzt war das schließlich Finale.
Nach dem stürmischen Beifall spielte das Duo als Zugabe noch das Stück „Beau soir“ von Claude Debussy und als fetzigen Rausschmeißer ein paar der rumänischen Volkstänze von Béla Bartók. Georg Füchtner