Zauberspiel mit Musik und Digitalbildern

von Redaktion

Otfried Preußlers Roman „Krabat“ dramatisiert und vertont

Stephanskirchen – Viel geheimnisvoll- drohendes Dunkel herrscht auf der Bühne, wild wallt der Nebel, unermüdlich getrieben traben die sackbepackten Müllerknappen vorüber, dazwischen schreitet wiederholt in weißen Kleidern mit Kerzenlicht in der Hand ein singender Frauenchor durchs Publikum: Das „Zauberspiel Krabat“ nach dem Roman von Otfried Preußler hatte im Antretter-Saal Premiere. Regie führte Sebastian Kießer, der auch den Text eingerichtet hat, die Musik hat Alexander Schmid komponiert.

„Schwarzes
Handwerk“

In zweieinviertel pausenlosen Stunden rollt das Geschehen um Krabat ab, der in der Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm nicht nur das Müllerhandwerk, sondern auch das „Schwarze Handwerk“ des Zauberns lernt und vor dem drohenden Tod durch die Liebe des singenden Mädchens Kantorka gerettet wird.

Wesentliches Gestaltungsmittel ist die Licht- und Bühnentechnik (Sebastian Kießer): Das Bühnenbild ist rein digital, die Bühne ist nur ein Gazevorhang mit einer Türöffnung. Hinter dem Gazevorhang spielt sich alles in der Mühle ab, davor alles außerhalb der Mühle. Die Orte werden durch digitale Zeichnungen und Animationen dargestellt. Verblüffend ist dann, wenn das Bühnengeschehen mit der Digitalzeichnung (Malina Feil) zusammengeht: Wenn Krabat in einen der zwölf Raben verwandelt wird, bekommt er ein schwarzes Tuch über den Kopf, ein Blackout mit Orchestertusch – und wupps! – schon sitzen zwölf (gezeichnete) Raben auf der Stange. Ebenfalls digital flackert ein kleines Lagerfeuer, wenn Krabat die Osternacht an einem Grabkreuz verbringt.

Nur bei den Schlussszenen fällt dem Regie- und Bühnen-Team weniger ein: Als Kantorka mit verbundenen Augen herausbringen muss, wer Krabat ist, läuft sie lange berührungslos vor den Müllerburschen hin und her, und das Happy End hätte wesentlich strahlender sein dürfen.

Das zweite wesentliche Gestaltungsmittel ist die Musik: Alexander Schmid hat eine höchst suggestive und atmosphärisch stimmige Musik in deutlicher Leitmotiv-Technik komponiert, die immer zum jeweiligen Geschehen passt. Lastend-düster ist der Müllerknappen-Marsch, avanciert fröhlich im Walzertakt der Tanz der Müllersburschen, drohend-düster wird’s, wenn der Meister auftritt, und sehnsüchtig sich in die Höhe schwingend ist Kantorkas Lied, bei dem am Ende die Geigen schmelzend schmachten.

Und schön anzuhören ist die Ballettmusik, zu der Vivien Fritsche höchst anmutig mit Tütü und Spitzentanzschuhen zu gezeichneten Osterblumen tanzt. Der Komponist sitzt vorne am Synthesizer, ihm folgen die zehn Instrumentalisten aufmerksam und produzieren perfekt die unheimlichen, heiteren oder liebesklagenden Klänge.

Dramatisch verknappt sind die von den Schauspielern sorgfältig artikulierten Dialoge. Als Meister wirkt René Matei mehr durch seine unheimlich drohende Stimme, mit der er seine Worte dehnt, weniger durch Figur und Kleidung: Besseres als eine spießige Strickjacke hätte die KostümVerantwortliche (Martina Chmelik) ihm schon anziehen können – oder lauert gar im Spießigen die verführerische Gefahr?

Die bedingungslose
Liebe

Philipp Hiller gibt einen sympathischen Tonda, der Krabat als Freund dient. Daniel Hutter als Juro ist sehr präsent als zunächst vermeintlich hilflos stotternder, dann wissend-helfender Freund.

Felicitas Zähringer singt berührend ihr Kantorka-Lied und ist glaubhaft die bedingungslose Liebe selbst – nur verdecken ihre prächtig herabhängenden Haare meist ihr Gesicht, in dem sich diese Liebe doch gewiss abgemalt hätte.

Jonathan Sprecht ist ein gut aussehender und männlich-kraftvoller Krabat, dem man dann wirklich zutraut, das Unwesen des Müllers zu beenden und dem man die Kantorka gerne gönnt. Strahlend vor Liebesglück stehen beide am Ende frontal zum Publikum.

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