Wasserburg – Django Asül, gebürtiger Niederbayer mit türkischen Wurzeln, ist ein Kabarettist zum Anfassen. Klar, dass er seine Fans geduldig mit gemeinsamen Selfies beglückt. Von einigen habe er gerade erfahren, dass sie zum ersten Mal nach Wasserburg gekommen seien – wegen ihm. „Woher seid ihr denn?“, habe er sie gefragt: „Kennen Sie Babensham“? Es folgt Gelächter und tosender Applaus.
Schlagfertig und
hintersinnig
Schlagfertig, temporeich, hintersinnig und im tiefsten Niederbayerisch zieht Django Asül von der ersten Minute an das Wasserburger Publikum in seinen Bann. „Sind die Leit da so lustig? Oder tun die nur so?“ Er freue sich sehr, dass er in die Badria-Halle eingeladen wurde. Schließlich sei sie „ein berühmtes Schauspielhaus, das Vorbild für die Hamburger Elbphilharmonie.“ Die Veranstaltungen zum 45. Badria-Jubiläum seien Wasserburgs Antwort auf die Salzburger Festspiele.
Der 51-Jährige heizt den 320 Gästen am Samstagabend in grüner Trainingsjacke, Jeans und Turnschuhen mit seinem schwarzen Humor quasi für die anschließende Warmbadwoche ein. Den Termin habe er so gelegt, weil es „bei Meggle im Outlet gerade Butter vom Vorjahr zum halben Preis gebe“.
Als Quelle seiner Inspiration dient ihm sein imaginärer Stammtisch in seiner Heimatgemeinde Hengersberg bei Deggendorf, allen voran Stammtischbruder Hans, „Gaudibursche und Philosoph“ in Personalunion. Mit dem Satz: „Nicht alles, was du siehst, muss auch so sein, wie du es siehst“, habe Hans ihm die Augen geöffnet und ihm die Steilvorlage für sein Programm „Mit offenem Visier“ geliefert. Und dem Hengersberger Stammtisch werde er auch von heute genauestens berichten. Schließlich wäre er schon den ganzen Tag in Wasserburgs Altstadt unterwegs gewesen, verstehe jetzt, dass Wasserburg für die Rosenheimer das sei, was Kitzbühel für die Münchner sei. Eigentlich wollte er eine Zeit lang mit Auftritten pausieren, doch seine sieben und zehn Jahre alten Nichten hätten ihn gefragt: „Pausieren von was? Arbeitest du neuerdings?“ So wurde es dann zum Glück nichts mit der Pause. Es folgt ein hinterfotziger, sprunghafter Ritt von der Meggle-Dose der Wasserburger Bronzezeit bis zu den Ausgrabungen einer Pizzaschachtel auf Malta.
Ein roter Faden fehlte, was ihn aber, ebenso wie sein Publikum, nicht weiter zu stören schien. „Bisserl weit ausgeholt“, bekennt er einmal, doch ein historischer Exkurs gehöre einfach zu seinem Programm dazu. Die Realitäten verschwimmen im Meer seiner Doppelbödigkeit.
Django Asül, der nach dem Abitur eine Banklehre gemacht hat, behauptet, während der Pandemie ehrenamtlich als Makler gejobbt zu haben. Seine Erkenntnis: „In den richtigen Wohnungen sitzen die falschen Leit!“ Zu den 80-Jährigen in den Einfamilienhäusern sollten die 20-Jährigen ziehen. Solche WGs wären in seinen Augen die ideale Lösung der Wohnungsnot. Zum Thema „Fridays for Future“ erinnert er sich an seine eigene Schulzeit: „Ich war auch freitags immer Schulschwänzen. Aber aus Solidarität mit allen Verdammten dieser Erde.“ Er selbst nimmt die Klimakrise jedoch so ernst, dass er sein Reise- und Urlaubsverhalten komplett geändert habe. Auf Flugreisen verzichte er. In der Nachbarschaft sei er „von Lehrern mit schönen Gärten und Pools umgeben“. Statt selbst zu verreisen, hüte er jetzt lieber deren Häuser in den Schulferien. „Sozialisiert von niederbayerischen Aborigines“ versuche er, getrieben von Ungeduldsattacken „ein hohes Alter zu erreichen, ohne vorzeitig zu sterben.“
Ghostwriter für die
Autobiografie
Weil er eine Ikone des Kabaretts sei, dem seine Fans an seinen Lippen hingen, habe man ihn gefragt, ob er nicht seine Biografie schreiben wolle: „Jeder Depp schreibt seine Biografie“. Als Ghostwriter hätte sich Hans vom Stammtisch angeboten, um Geschichten über ihn zu erfinden. „Dass du ein Langweiler bist, geht die anderen nichts an.“ Weil er seiner Fantasie und seinem Humor freien Lauf ließ, wurde es an diesem Abend jedoch nie langweilig. Trotz ständiger Burn-out-Gefahr müsse er Termine wie die in Wasserburg bisher selbst wahrnehmen. Aber wer weiß, „wenn einmal der Hans selber kommt, dann kannst du daheim bleiben“, hofft er und bedankt sich beim „wunderbaren Publikum“.