Prien – Der 1776 in Nördlingen geborene Friedrich Wilhelm Doppelmayr ist heute vor allem als Topograf des Landgerichts Rosenheim bekannt. Seine „idealisierten Darstellungen“ (Dr. Eugen Weigl) der Landschaft, der Dörfer und ihrer Menschen, vor allem des Inntals und des Samerbergs, führen uns in eine Welt der Romantik, die – völlig zeittypisch – Natur und das Leben auf dem Land verklärt.
Dabei kann Doppelmayr als Zeichner durchaus in eine Reihe mit den Größen der frühen Münchner Malerei, wie Simon Warnberger, Eugen Napoleon Neureuther, Max Joseph Wagenbauer und Joseph Carl Ettinger, um nur einige zu nennen, gestellt werden. Gerade seine Rosenheimer Zeit als Landgerichtsassessor in den Jahren 1808 bis 1816 zeigt ihn als spontanen und frischen Zeichner. Erst ab der Starnberger Zeit, insbesondere dann aber als Bürgermeister in Nördlingen, verliert er seine künstlerische Spontanität und entwickelt einen akademischen Stil, dem jede Anmutung von Natürlichkeit fehlt und der zur reinen Dokumentation wird.
Der seit 1934 im Rosenheimer Stadtarchiv aufbewahrte Bestand von rund 1000 Zeichnungen, der leider noch immer nicht wissenschaftlich aufgearbeitet ist, – 2026 jährt sich der 250. Geburtstag Doppelmayrs – enthält auch noch nie gezeigte, qualitätvolle Landschaftsstudien, die das Können des Autodidakten aufzeigen. Friedrich Wilhelm Doppelmayr zählt damit zu den frühen Entdeckern der Landschaft.
1815 erschienen im Verlag von J. G. Zeller in München sechs Lithografien vom Chiemsee, die nun das Zentrum der Studioausstellung im Museum Prien bilden. Die sechs Chiemseeblätter Doppelmayrs zählen zu den Inkunabeln der Lithografie, die nur wenige Jahre vorher durch Alois Senefelder entwickelt wurde.
Die Blätter sind, vor allem in ihrer Gesamtheit, extrem selten und zählen auch durch die Darstellungen als wertvolle historische Ansichten.Karl J. Aß