Zauber und Qual des Schreibens

von Redaktion

Autorin Natalie Buchholz erhält den Rosenheimer Literaturpreis

Rosenheim – Aus den Händen der Dritten Bürgermeisterin Gabriele Leicht empfing Natalie Buchholz in der Stadtbibliothek den mit 2500 Euro dotierten Rosenheimer Literaturpreis. Einstimmig habe der Stiftungsrat der „Kultur- und Sozialstiftung des Oberbürgermeisters der Stadt Rosenheim Dr. Michael Stöcker“ dem Vorschlag von Susanne Delp, Leiterin der Stadtbibliothek, zugestimmt, sagte Gabriele Leicht in ihrer Begrüßung.

2003 wurde dieser Preis zum ersten Mal und seitdem fünfmal verliehen und wurde immer von einer Jury ausgewählt. Jetzt gibt es keine Jury mehr, sondern nur Vorschläge. Satzungsgemäß muss der Preisträger jemand sein, der einen Bezug zu Rosenheim hat: Natalie Buchholz ist zwar im Elsaß geboren, aber in München und Rosenheim aufgewachsen, hat am Ignaz-Günther-Gymnasium Abitur gemacht und wohnt nach ihrem Studium und Hannover wieder in München und Rosenheim. „Sie ist eine würdige Preisträgerin“, stellte Gabriele Leicht fest.

Die Laudatio hielt Eva Bauer, Verlagsleiterin Belletristik im Penguin-Verlag. Außergewöhnlich muten die Geschichten von Natalie Buchholz an, sagte sie. Natalie Buchholz bleibe im Kleinen und weite doch den Blick der Leser, sie hole große Schlagzeilen zurück ins Kleine, beispielsweise im Roman „Unser Glück“, der die Wohnungsmisere in München zum Thema hat. Die Wohnungssuche in diesem modernen Großstadtroman sei der „Ernstfall für das Streben nach Glück“. Gekonnt spiele Natalie Buchholz mit den Vorstellungen ihrer Leser, spüre in dem Roman „Der rote Swimmingpool“ die kleinen Risse in den modernen Paarbeziehungen und alltägliche Gräben in der Familie auf.

„Klarheit, Reduziertheit und subtiler Witz“ seien maßgeblich für ihren Stil. „Der Roman ‚Unser Glück‘ berührt, erschüttert und unterhält raffiniert“, stellte Eva Bauer fest und rühmte an der Autorin das Gespür für lebendige Figuren und die zeitaktuelle Themen.

In ihrer wohlformulierten Dankesrede zitierte Natalie Buchholz den französischen Autor Gustave Flaubert und sprach vom Zauber, aber auch von der Qual des Schreibens: „Diesem selbst erschaffenen Universum liegt ein Zauber zugrunde, der aus dem entstanden ist, was uns Menschen ausmacht und vereint: der Sprache, einer Sprache, die die Wirklichkeit verwandelt“. Sie sei doppelt dankbar, einmal für die Anerkennung und Wertschätzung ihres Schreibens durch diesen Preis, zum anderen, dass dieser fast vergessene Literaturpreis wieder ins Leben gerufen wurde. Sie freue sich auch „für das Ansehen der Literatur in dieser Stadt und für all die Schriftstellerinnen und Schriftsteller nach mir, von denen vielleicht schon im nächsten Jahr die eine oder der andere dort stehen wird, wo ich jetzt stehe“.

Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung durch die Band „Nussig“, bestehend aus Robin Ullrich und Ludwig Herrmann, die mit Gitarre, Mandoline und Kontrabass stimmungsvolle Songs sangen.

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