Musikalische Poesie aus Andalusien

von Redaktion

Ricardo Volkert und Jost Hecker brillierten mit Vertonungen spanischer Lyrik

Rosenheim – Südspanische Temperaturen in Oberbayern, in den Rosenheimer Eiscafés saß man Mitte Oktober noch draußen. Auch drinnen wurde es spanisch, denn im „Le Pirate“ gastierte nach längerer pandemiebedingter Pause wieder einmal Ricardo Volkert. Der musikalische Botschafter Andalusiens vertont spanische Lyrik und ist vielen hiesigen Hörern spätestens seit seinem umjubelten Auftritt beim „Vulkane“-Eröffnungskonzert ein Begriff.

Diesmal hatte er als Duo-Partner Jost Hecker mitgebracht, seines Zeichens ein Virtuose am Violoncello, der viele Jahre mit dem Modern String Orchestra unterwegs war, beispielsweise zur Begleitung von Mercedes Sosa.

Eher ruhig und rein instrumental startete das Duo, dann entführte Volkert mit seiner feinen Stimme an die Costa de la Luz und rezitierte Texte von Rafael Alberti und Literaturnobelpreisträger Juan Ramón Jiménez. Nächste Station war die Region Almería, wo er in „esta noche en Carboneras“ laue Sommernächte besang. Dramatisch und politisch wurde es mit Reminiszenzen an Pablo Neruda, Federico García Lorca und die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs.

Im Zusammenspiel mit Heckers Violoncello gelang eine grandiose Choreografie der Stücke, aus der Harmonie heraus brandete wuchtiger Rhythmus auf, ergänzt durch A-cappella-Gesang mit viel Emphase.

Im zweiten Teil begeisterte das Duo mit einigen Überraschungen, „Gracias a la vida“ kannte man bereits noch vom Vulkane-Konzert. Passend zum Auftrittsort gab es einen witzigen Song zur „Piratin“ („la pirata“), eine Liebesballade („ojos de tí“) und einen andalusischen Blues, verknüpft mit dem Flamencostil einer Solea (von „soledad“ – Traurigkeit).

Im kleinen Club spendeten die Gäste immer wieder reichlich Applaus für die gelungene Darbietung und die Intensität des Vortrags. Ricardo Volkert ließ es sich nicht nehmen, auf die aktuellen politischen Entwicklungen anzuspielen in der Hoffnung auf ein kleines Lächeln, was das Duo auch in „Tu risa“ umsetzte. Und einen weiteren Höhepunkt kredenzten die beiden als Zugabe, den kongenial rezitierten Hit „La flaca“ von Jarabe de Palo – zu Recht gab es nochmals viel Applaus vom begeisterten Publikum. Andreas Friedrich

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