Zum Geburtstag ein breit gefächertes Programm

von Redaktion

Das Jazzquintett „Prisma“ feiert 45-jähriges Bestehen mit einem Konzert im Rosenheimer „Le Pirate“

Rosenheim – Gerade hatte die Rosenheimer „Old Stack O’Lee Jazz Band“ ihr 50-jähriges Bestehen im Jazz-Club Le Pirate gefeiert, da gab dort eine Woche später das ebenfalls aus Rosenheim stammende Jazzquintett „Prisma“ sein Jubiläumskonzert. Vor 45 Jahren hatte nämlich der geniale Gitarrist Dieter Bader die Band ins Leben gerufen. Bassist Klaus „Calus“ Förg erinnerte in seiner humorvollen Moderation mit tragikomischen Anekdoten an diesen besonderen Menschen, der 2004 verstorben ist. Er würdigte auch die ebenfalls verstorbenen Bandmitglieder der Anfangszeit, wie die Schlagzeuger Pablo Peschko und Fuzzy Ellinger sowie den Tenorsaxofonisten Lenz Weber. Das Quintett begeisterte das Publikum mit einem breit gefächerten Programm aus Jazzstandards, die von Swing-Nummern über Themen des frühen Modern Jazz bis zu Latin-Stücken reichten. Schon nach der Eröffnungsnummer, einem Blues des Trompeters Humphrey Lyttelton, kam Stimmung auf. Das lag auch am swingenden Groove des Drummers Michael Keul, der seine Bandkollegen mit passenden Akzenten unterstützte und auch solistisch überzeugte. Virtuose „Besenarbeit“ stellte er so in Neal Heftis Komposition „Cute“ unter Beweis und trommelte in Benny Golsons „Blues March“ differenzierte Rhythmen.

Ebenfalls aus der Feder von Benny Golson stammte „Whisper Not“, das vor allem den Bläsern Raum für lyrische Interpretationen lieferte: Bernd Schmid, Leiter der Aiblinger Big Band, erinnerte am Tenorsaxofon an den großen Sonny Rollins und Richard Prechtl knüpfte stilistisch an die Trompeter der frühen 60er-Jahre an. Beide Musiker traten auch mit eigenen Kompositionen hervor: Einen mystischen Charakter legte Schmids diffiziles Arrangement „Relax but hurry up“ an den Tag, während Prechtls „Blue Illex“ als klassische Hardbop-Komposition für Atmosphäre sorgte. Auch in Bebop-Stücken wie der „Yardbird Suite“, der Erkennungsmelodie Charlie Parkers, oder in Victor Youngs „Stella by Starlight“ waren vor allem die beiden Bläser gefragt.

Eine besondere Note ergab die Interpretation von „Song for my Father“, ein mit Latin-Elementen gewürztes Stück, das Horace Silver für seinen Vater geschrieben hat.

Neben Swing und Modern Jazz waren auch lateinamerikanische Nummern wie „Summer Samba“ oder „Orfeu Negro“ aus dem gleichnamigen Film von 1959 zu hören, wobei Susi Weiss am Piano wunderschöne fingerfertige Soli zauberte. Sie war es übrigens auch gewesen, die in den 80er-Jahren zuerst solistisch, dann mit immer mehr Musikern die sonntäglichen Sessions im Le Pirate eingeleitet hatte.

Susi Weiss war nicht nur als Pianistin zu hören, sondern zeigte sich auch als Bluessängerin bei der Gestaltung von „Route 66“ aus dem Repertoire von Nat King Cole, das sogar von den Rolling Stones interpretiert worden war.

Als lässig swingender und scattender Sänger gestaltete Calus Förg den guten alten „Flat Foot Floogie“ von 1938. Bei dieser stilistischen Vielfalt war wohl für jeden Geschmack etwas dabei, sodass die Band erst nach einem melancholischen „Autumn Leaves“ als Zugabe von der Bühne durfte.Bela Bruczek

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