Rosenheim – Man ist kaum despektierlich, wenn man Christian Springer inzwischen zu den Urgesteinen der bayerischen Kabarett-Szene zählt. Den „Schlachthof“, welchen er zusammen mit Michael Altinger von Ottfried Fischer übernommen hat, haben sie gemeinsam zu neuer Blüte geführt.
Mit seinem Programm legte er im Saal des Jugendzentrums am Lokschuppen in bekannter Springerscher Manier den Finger in alle erreichbaren Wunden – und das sind bekanntermaßen nicht wenige. Gleich zum Auftakt arbeitete er sich „Was habt ihr denn wieder gewählt“!? an den vergangenen Landtagswahlen und dem Wahlkampf ab.
Ironie und Wortwitz wechselten mit echtem und gespieltem Erstaunen über die Kapriolen der vergangenen Wochen. Er führte die Besucher von einem bizarren politischen Stolperstein zum nächsten – echter politischer Kabarettist, der er eben ist. Alle bayerischen „Größen“ bekamen ihr Fett weg. Dabei waren Söder, Aiwanger und Scheuer wie immer dankbare und effektvolle Zielscheiben.
Die Frage ob man denn in solch schweren und schwierigen Zeiten Kabarett machen dürfe, beantwortete er mit den Worten von Erika Mann: „In solchen Zeiten muss man Kabarett machen.“ Dazu zeigte er historische Parallelen zum zeitgenössischen Geschehen auf und machte damit deutlich wie relativ im Rückblick Probleme und Schwierigkeiten erscheinen.
Die bayerische Ablehnung von Windrädern erklärte er zur Geschmacksfrage: „Die Windräder san greislich“ viel schöner seien die weiblich taillierten Kühltürme von Isar II, denen der Bayerische Ministerpräsident nachtrauere.
Wie immer konterkarierte er kabarettistisch überspitzt das bajuwarische Beharrungsvermögen und erklärte den Münchener Landtag zum bayerischen Nirwana. Als Resümee rief er zum konsequenten Verhalten der Demokraten auf, die sich erreichte Freiheiten nicht nehmen lassen sollten von denen, die diese Freiheit missbrauchen, um sie zu zerstören.
Auch fehlte es nicht an menschlichen und allzu menschlichen Kapriolen, mit denen er sein Publikum ebenso launig wie treffend konfrontierte. Am sprachlichen „Gendern“ würde er erst teilnehmen, wenn es bei beiden Geschlechtern gleichen Lohn für gleiche Arbeit gäbe und berichtete über seine Version von Kinderarbeit, die er als Bub im Laden seiner Eltern verrichten musste – und dennoch eine großartige Kindheit gehabt habe.
Begeistert ging sein Publikum im ausverkauften Saal mit. Kein Gag, keine Pointe die nicht amüsiertes Gelächter hervorrief oder mit heftigem Beifall belohnt wurde. Es war dies fraglos ein Höhepunkt der Rosenheimer Kleinkunsttage, und alle Besucher wissen nun warum ein E-Book-Reader nicht vor einem Atomangriff schützt. Theodor Auer