Laufen – Kaum ein anderer Berg in Europa ist so mystisch und sagenumwoben wie der Untersberg mit seinen vielen Höhlen. Und das Unterirdische assoziiert seit Menschengedenken das Düstere, das Unheimliche. Entsprechend war das Interesse an der Erstaufführung der großen romantischen Oper „Der Untersberg“ in der Bearbeitung und musikalischen Leitung von Georg Hermansdorfer groß.
Düster und
unheimlich
Als düster und unheimlich ist auch die Sage um Karl dem Großen zu beschreiben, der umgeben von seiner Gefolgschaft in einer großen Höhle hausen soll. Manche meinen, es sei eigentlich Kaiser Friedrich Rotbart, genannt Barbarossa. Dieser hielt sich nämlich im Jahre 1166 in Laufen zu einem Reichstag auf, dem ersten außerhalb einer Reichshauptstadt − um gegen den Salzburger Erzbischof zu urteilen. Seine Verbündeten waren das Geschlecht der „Plainburger“, die am Fuße des Untersberges hausten und sodann die Stadt Salzburg niederfackelten.
In der verschollenen Oper „Der Untersberg“ geht es um den Geisterfürst Odorich von Amalfi. Dieser zieht sich nach seiner Entmachtung durch seinen Gegenspieler Astolf dank seiner Zauberkräfte in die Geisterwelt zurück und lebt mit seiner Tochter Astralis im Untersberg. Sie aber verliebt sich bei einem Jagdausflug ausgerechnet in den Sohn seines schlimmsten Feindes. Der Vater unterzieht die Liebe sodann einer Prüfung, an deren Ende die Liebenden von einem Felsen stürzen. Doch sie erwachen lebend, von Geistern auf eine Blumenwiese gebettet. Happy End.
Der Musikwissenschaftler, Regisseur und vielseitige Musiker Georg Hermansdorfer, Vorsitzender des Vereins „Erlesene Oper“, hat sich der Wiederentdeckung alter Kompositionen verschrieben und in immenser Kleinarbeit die verschollene Oper „Der Untersberg“ transkribiert und auf heutige Gegebenheiten adaptiert.
Komponiert wurde sie von Johann Nepomuk Poißl, einem Hofmusikintendanten in München, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte. Er verlor aber an Bedeutung, als König Ludwig II. und die Münchener Gesellschaft Richard Wagner als Komponisten entdeckten. „Zu Unrecht“, sagt Georg Hermansdorfer, der dieses Werk wieder entdeckte. Er schätzt, dass dieses Werk das Zeug gehabt hätte, eine bayerische Nationaloper zu werden. Die imposante Musik und der sagenumwobene Text waren dazu angetan. Doch die Oper blieb bis zur Wiederentdeckung verschollen.
Am vergangenen Sonntagnachmittag wurde das in großen Dimensionen gehaltene und daher beeindruckend ins Gewaltige, ja Übermächtige gesteigerte Werk in der Salzachhalle erstaufgeführt.
100 Mitwirkende
auf der Bühne
Unter der Stabführung von Hermansdorfer brachte die „Erlesene Oper Halfing“ das opulent konzertante Werk mit 110 Mitwirkenden – darunter vier Solisten, zwei Chöre und ein Orchester mit 43 Musikern – zur Aufführung. Es ist ihnen gelungen, dies als großes Gesamtwerk harmonischen Zusammenwirkens darzubieten. Insbesondere das Orchester wirkte in großer Harmonie und brachte einen homogenen Klang hervor. Die Aufführenden wurden der Musik deutscher Frühromantik gerecht, in Chorszenen mit den Bauern war ein ausgeprägter Bezug zur alpenländischen Volksmusik deutlich geworden.
Als Solisten waren zu erleben: Andreas Agler als Diethold, Florestan und Welf II, Rainer Bopp als Odorich, der Geisterfürst im Untersberg, Kayo Hashimoto als Astralis, die Tochter des Geisterfürsten Odorich, und George Vincent Humphrey als Guido, der Sohn Astolfs von Amalfi. Es sangen und spielen die Solisten, der Chor und das Orchester der „Erlesenen Oper“ sowie der Chor des Männergesangvereins Degerndorf.
Besonders imposant empfand das Publikum das grandiose Finale, ein riesiger Hymnus. Mit lang anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum für die sehr gelungene Aufführung.