Eggstätt – Erwartungsvolle Stille im voll besetzten Kirchenraum, in der Apsis das Orchester, bestehend aus Mitgliedern der Staatsoper und der Philharmoniker, seitlich postiert die „Chiemseer Musikanten“, und vorn an der „Rampe“ der „Almbach Dreigsang“.
Zuhörer
überwältigt
Unvermutet ein lang gezogener Ton, eine einzige Stimme intoniert einen Jodler. Leuchtend wie ein Lichtstrahl füllt die Sängerin des Dreigesangs den Raum, die Überwältigung der Zuhörer ist körperlich spürbar. Dann antwortet die zweite Stimme und schließlich fügt sich alles zur vollen Harmonie, Dreiklänge von atemberaubender Rein- und Feinheit schweben in der Luft. Das klingt weitab von deftig volkstümlicher Hausmannskost, das ist schon artifizielle Entrücktheit, die uns Hörern neue Dimensionen des Erlebens erschließt!
Der „Almbach Dreigsang“, mit der Gitarre komplettiert, zieht sich als roter Faden durch das Programm. Ebenso die „Chiemseer Musikanten“, die mit einem Stück des unvergessenen Tobi Reiser ihre Visitenkarte abgaben. Rupert Dirsch, Organisator und Gitarrist, war musizierend mit im Bunde.
Bei den weiteren Stücken kommen dann als reizvolle Ergänzung wie auch Kontrastierung zwei Violinen und die Piccoloflöte hinzu. Geschickt wird die Vielfalt der Klangfarben ausgereizt. „Echte Volksmusik“ heißt es im Programm. Dieses Wort hören die Liberalen der Szene nicht gern. Aber Hand aufs Herz: Echter, das heißt auch wahrhaftiger, geht’s nicht… Dann betritt der neue Dirigent der Eggstätter Konzerte, der als Flötist renommierte Michael Martin Kofler, den Schauplatz, animiert seine Musiker mit gewinnendem Lächeln und los geht’s mit „der Welt schönsten“ Ouvertüre zu Mozarts Oper „Figaros Hochzeit“. Von Moderator Martin Fogt erfuhren die Zuhörer, dass Mozart das Tempo nicht schnell genug sein konnte, und auch, dass er keine Berührungsängste zwischen Volks- und Kunstmusik kannte. Er liebte es, wenn die Leute zu seiner Musik tanzen wollten. Ein Blick auf die Heiligenfiguren in der frisch renovierten Kirche St. Georg ließ fast vermuten, dass auch den Statuen Mozarts quirliger Figaro in die Beine gefahren ist.
Wo Mozart im Mittelpunkt steht, darf auch Joseph Haydn nicht fehlen. Andreas Öttl, Solo-Trompeter der Bayerischen Staatsoper, spielte, überlegt disponierend, allen Feinheiten nachspürend, aber mit virtuoser Brillanz Haydns beliebtes Es-Dur Trompetenkonzert. Der klare Aufbau, die einprägsame Melodik, die brausende Stretta, und natürlich der souveräne Solist ließen das Publikum in Jubel ausbrechen.
Mozart war arbeitstechnisch eigentlich immer überfordert. Dass er der Zumutung, auch noch für den Salzburger Bürgermeister Haffner eine Musik zu schreiben, nicht gleich begeistert nachkam, kann man verstehen. Aber er versicherte seinem Papa, den Auftrag trotz der Eile so gut „wie es geht“ zu erledigen.
Musikalische Ideen
aus Ärmel geschüttelt
Der Drive, der diese Sinfonie beseelt, die Vielfalt der Einfälle, die Mozart scheinbar aus dem Ärmel schüttelte, brachten auch den Dirigenten in Höchstform. Sein temperamentgeladenes Dirigat erschien wie eine Umsetzung der Musik in tänzerische Bewegung: Das Publikum erlebte das akustische Geschehen sozusagen parallel noch einmal optisch.
Die gute Laune, die Michael Martin Kofler versprühte, erfüllte auch das höchst motivierte Orchester, das mit stupender Professionalität und ebensolcher Lust den Zuhörern die wunderbare Welt des Wolfgang Amadé ohne Wenn und Aber nahebrachte.
Abschließend erklang „Großer Gott wir loben dich“ mit Volksgesang, Orchester und Orgel. Dann noch das friedliche Läuten der Glocken. Und draußen hatte der Regen aufgehört. Ein Gesamtkunstwerk! Was will man mehr.