Magischer Puppenzauber auf der Trauminsel „Grammel Island“

von Redaktion

Sascha Grammel begeistert mit seinem Programm „Fast Fertig“ im Rosenheimer Kuko

Rosenheim – Die letzten Auswirkungen der vergangenen Corona-Pandemie bescherten dem Publikum des Kultur- und Kongress-Zentrums zwei lang ersehnte Abende mit dem Comedian und Puppenspieler Sascha Grammel – und natürlich mit seinen nicht minder bekannten Puppen-Charakteren. Mit seinem aktuellen Solo-Programm „Fast Fertig“ – dessen Titel sich auch daraus ergibt, dass der Spandauer auf Tournee immer wieder kleine Änderungen und Gags einbaut und somit jedes seiner Programme „nur“ fast fertig ist – entführten der Bauchredner und seine Puppen das Publikum auf die einsame, tropische Trauminsel „Grammel Island“. Die Bühne hatte sich dafür in eine Südsee-Kulisse verwandelt: mit Palmen, Totempfahl mit den bekannten Puppen-Konterfeis, dem überdimensionierten, sprechenden Berg Wolfgang und einem Toilettenhäuschen aus Bambusstäben. Zunächst schwört der Bauchredner sein Publikum interaktiv auf das (bitte nur positive!) Feedback ein, das in einer La-Ola-Welle gipfelt, die passenderweise über die Zuschauer schwappt, die laut Grammel im Wasser sitzen, da er auf seinem Eiland thront. Höchst zeitgemäß meldet sich plötzlich „Adlerfasan Frederic Freiherr von Furchensumpf“ – stilecht in Piratenkluft – per Textnachricht bei seinem Puppenspieler und möchte bitte endlich seinen Auftritt haben. Nach theatralischer Gewitter-Szenerie nehmen die Frotzeleien zwischen Adlerfasan und seinem Hand-Geber ihren Lauf, die in einer Niederlage Grammels enden „müssen“ – welcher „normale“ 49-Jährige spielt denn noch mit Puppen und spricht die ganze Zeit über mit sich selbst?! Nicht zuletzt diese plakative Selbstironie macht den Entertainer so erfolgreich. So beruht ein weiterer Running-Gag, den alle Puppen aufgreifen, darin, dass ihr wasserstoffblondes „Herrchen“ angeblich große Ähnlichkeiten mit einem Lama aufweist, was zur Freude des Publikums durch Vergleichsfotos untermauert wird. Die Sticheleien fliegen hin und her und münden immer wieder in Wortspielen – zum Beispiel in einem „la(h)men“ Gag.

Die zunächst augenlose, glupschäugige Sockenpuppe „Außer Rüdiger“ verliert in der Interaktion mit ihrem Puppenspieler ihre spindeldürren Arme und treibt den Bauchredner, der den Schaden zu beheben versucht, fast zur Verzweiflung. Immer wieder lassen sowohl Grammel als auch seine Puppen humorvoll durchblicken, dass sie quasi auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert sind – keiner kann ohne den anderen.

Der „Große Zampano“, der blaue Katzenfisch namens Mieze, versucht sich als Hypnotiseur und demonstriert in einer gescheiterten Zaubernummer mit Schwert beziehungsweise Schaschlikstäbchen, dass man die Auswahl eines Safewords sehr genau überdenken sollte.

Per Online-Bestellung trifft die bisher größte Puppe der skurrilen Grammel-Familie auf der Bühne ein: das hasenohrige Känguru Achim Spironsik, auf dessen Rücken der Bauchredner schließlich sogar klettert. Natürlich darf die auch mit 114 Jahren noch schüchterne, kindliche Schildkröte Josie nicht fehlen, die dieses Mal aufregenden Insel-Abenteuern wie zum Beispiel einer Kokosnussjagd – also einer Schnitzeljagd für Vegetarier – nachgeht und vom Publikum ein hingerissenes „Oh“ erntet, wenn Sascha wieder einmal ins Fettnäpfchen tritt.

Professor Dr. Peter Hacke in Gestalt eines Big Macs ist natürlich wie immer im Dienste der Wissenschaft unterwegs – dieses Mal allerdings in Sachen Musik und stellt Grammel mit etlichen Sinnes-Tests auf die Probe, an denen er nur scheitern kann. Den (rhetorisch) krönenden Abschluss bildet Grammels Rede-Duell mit dem außerirdischen Herrn Schröder im Indianer-Kostüm, bei dem die gefühlt allgegenwärtigsten Werbeslogans der vergangenen 30 Jahre hin- und herfliegen: „Ist das Kostüm neu? – Nein, mit Perwoll gewaschen“, bis der Comedian schließlich von seiner Dauer-Werbe-Puppe zu einem bekannten Discounter geschickt wird, als er verzweifelt sagt: „Mir reicht‘s, ich hau ab!“

Als die politisch natürlich nicht korrekte „rumänische“ Einblendung „Endze“, ein weiterer Running-Gag, eingeblendet wird, erntet Sascha Grammel begeisterten Applaus, den er an sein Team abseits der Bühne weitergibt.

Mit leisen und nachdenklichen Tönen erschafft der Meister der Puppen als Überraschung eine stimmungsvolle Sandmalerei der beliebten Puppe Josie und regt an, sich möglichst mit Dingen zu beschäftigen, die Freude bereiten, und mit Menschen, die man liebt – und wird mit Applaus im Stehen belohnt. claudia pfurtscheller

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