Bayerisches Aschenputtel sorgt für leuchtende Augen

von Redaktion

Stefan Murr und Heinz-Josef Braun begeistern mit ihrer eigenwilligen Fassung des bekannten Märchens

Aschau – Wer kennt nicht das Märchen vom Aschenputtel? Unzählige Versionen, auch in Verfilmungen, gibt es. Und doch schafften es Stefan Murr und Heinz-Josef Braun in der Ertel-Tenne von der ersten Sekunde an, mit ihrer Darbietung vom bayerischen Aschenputtel kleine und große Zuschauer zu verzaubern.

In der weiß-blauen Version heißt das Aschenputtel Evi und lebt mit ihrem Vater auf einem Bauernhof. Und während sich die Evi um den Hof und die Viecher kümmert, beschäftigt sich Vater Huber lieber mit dem Erfinden von skurrilen Fortbewegungsmitteln. Mal landet er glimpflich im Hühnerstall mit seiner Rakete, was die beiden Schauspieler mit dem „poook, poook“ der aufgebrachten Hennen quittieren. Mal erfindet er gläserne und sprechende Zauberschuhe für seine Evi. Aber mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten. Denn dazwischen passiert so einiges: Die neue Freundin vom Papa, die Obermayer Marylin, zieht mit ihrer Tochter Chantal auf dem Hof ein. Und dass die beiden der Evi das Leben arg schwer machen, führen die beiden Schauspieler mit bitterbösem bayerischem Sprachwitz, komödiantischer Mimik und zahlreichen Liedern (Heinz-Josef Braun an der Gitarre) bravourös vor. Wenn die beiden Schauspieler die Damen mit „Ohrringe so groß wie Christbaumkugeln den ganzen Tag auf dem Kanappe flaggend“ beschreiben und diese dann auch noch singen lassen: „Mia san de Allerschönsten, und wo wir sind, da steppt der Bär,“ dann weiß man, dass die beiden Weiber ganz schön gehässig werden können.

Selbstredend dürfen, nein müssen die Zuschauer mitsingen, mitklatschen und mitleiden. Aber wie es so im Märchen ist, wendet sich – trotz der Bösartigkeit des Mutter-Tochter-Gespanns – doch noch alles zum Guten. Es treten die beiden „Show-Ratzen“ Ratzi Williams und Frank Razzata in Action, und Prinz Quirin mit seinem königlich-bayerischen Hofpapagei, selbstredend geschmückt mit weiß-blauen Federn, darf auch nicht fehlen.

Eine abenteuerliche, eine schräge und witzige Geschichte haben sich die beiden Schauspieler ausgedacht – alles auf Bairisch, so bekommt das Märchen noch einmal einen besonderen Charme. Und wenn die Evi auf dem Ball mit ihrem Lied „I bin halt einfach I“ und den passenden Zauberschuhen dem Prinzen das Herz bricht und sich am Ende die beiden in den Armen liegen, dann ist man als Zuschauer nur noch glücklich. Jedes Märchen endet mit „Und wenn sie nicht gestorben sind…“. Beim bayerischen Märchen hätte man gern noch weiter mitgelacht, mitgesungen und mitgeklatscht. Aber auch das bayerische Aschenputtel findet sein Glück. Und glücklich, wer diesen Nachmittag mit den beiden Schauspielern – Stefan Murr, auch als Nockherberg Darsteller von zu Guttenberg und Aiwanger bekannt, und Heinz-Josef Braun, ehemaliger Bassist bei Haindling – verbringen durfte. Elisabeth Kirchner

Artikel 1 von 11