Ein Stein voll menschlicher Wärme

von Redaktion

Benjamin Hauer aus Breitbrunn gewinnt mit Skulptur „Aphrodite“ Kunstpreis

Breitbrunn – „Ihre Körperform ist voller Würde, Anmut und Verletzlichkeit. Wie mögen Gesicht und Hände aussehen, lautet die sehnsüchtige Frage des Betrachters, hätte der Künstler auch sie geschaffen.“ Mit solch beinahe poetisch anmutenden Worten umschrieb die Jury des Ottobrunner Kunstvereins die Sieger-Skulptur ihres Kunstpreises „Artiges“ – geschaffen vom Breitbrunner Bildhauer Benjamin Hauer.

Verlangt war
„Überraschung“

Der Steinbildhauer, 1973 in Dortmund geboren und am Bodensee aufgewachsen, hat nach Ausbildungs- und Studienjahren an der Akademie der Bildenden Künste in München im Chiemgau seine neue Heimat gefunden. Sein Atelier befindet sich bei Prien, sein Haus in Breitbrunn.

70 Oeuvres wurden für den Kunstpreis „Artiges“ eingereicht – Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Steinobjekte. Einzige Bedingung: Die Künstler sollten den Betrachter mit der Wahl der Themen und Techniken und mit moderner zukunftsweisender Kunst überraschen. Dass er ausgezeichnet wurde, hat Benjamin Hauer dennoch berührt. „Ich hätte nie damit gerechnet“, bekennt der Künstler bei einem Atelierbesuch. Die Lebendigkeit und Ausdruckskraft der Skulptur scheint auch die Juroren überzeugt zu haben, denn in der Begründung heißt es weiter: „Benjamin Hauer zaubert menschliche Wärme in den Stein seiner Skulptur.“ Mit ähnlichen Worten wurde seine Ausstellung in der „Galerie an der Pinakothek der Moderne – Barbara Ruetz“, die Anfang des Jahres lief, gelobt. Von dort hieß es, dass er seine figurativen Arbeiten aus Jura-Marmor, der klassischen Antike entlehnt, neu interpretiert und dass diese zum Berühren einladen.

Gefragt, warum er sich auf Kalkstein und Jura-Marmor spezialisiert hat, erklärt Hauer, dass der Jura-Marmor mit seinem leichten Beige-Ton Wärme ausstrahlt, sich gut bearbeiten lässt und nicht so historisch aufgeladen ist wie zum Beispiel der weiße Marmor aus Carrara. Schon während seiner Steinbildhauer-Ausbildung habe er dies erfahren. Je frischer und wassertragender der Kalkstein, den er meist aus dem Altmühltal bezieht, ist, umso leichter lasse er sich bearbeiten. Je älter, desto härter, spröder und poröser wird der Stein.

Ben Hauer ist ein Künstler, der alles selbst macht. Auf einem Hänger holt er den Stein, per Flaschenzug hievt er den Stein in seine Werkstatt. Aus dem rohen unbehauenen Steinblock gestaltet er seine Werke. Die Männerbüste, die im hinteren Teil der Werkstatt ruht, erinnert an Michelangelos David. Schön anzuschauen, muskulös, wohlproportioniert, aber für ihn ist sie noch nicht fertig. Er will sie im Rücken noch aushöhlen, sagt er. Er wolle seinen steinernen Figuren Lebendigkeit und Ausdruck einhauchen, aber eben auch das Körperorientierte neu zitieren.

Die Frauenbüste vor seinem Atelier ist nicht minder gefällig in ihren Proportionen. Wenn man über die Oberfläche streicht, überrascht die Weichheit des Steins.

„Feinste Nachahmung
der Haut“

So glatt, beinahe samtig. Da haben die Juroren aus Ottobrunn wahrlich recht, wenn sie loben: „So natürlich wirkt die fein bearbeitete Oberfläche, als ob sie eine feinste Nachahmung der Haut wäre.“

Der Kunstpreis beinhaltet auch eine Einzelausstellung von Benjamin Hauer in der Galerie des Ottobrunner Kunstvereins im nächsten Jahr. München, Ottobrunn, auch Prien würde eine Ausstellung mit Benjamin Hauer gut stehen.

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