Einer, der sich nicht verbiegen ließ

von Redaktion

Sonderausstellung mit Bildern von Julius Hüther in der Galerie Gailer in Breitbrunn

Breitbrunn – „In seinem Schaffen war Julius Hüther unermüdlich,… ein rastloser Geist, der, wenn es ihm paßte, zu jeder Tages- und Nachtzeit zu Pinsel und Farbkasten griff. … Alles ihm Malenswerte hielt er spontan fest, egal auf welcher Unterlage: selbst Bettlaken oder Tischtücher waren vor seiner Arbeitslust nicht sicher. Oft malte er auf dem Boden, die Staffelei nutzte er wenig“, so beschreibt die Kunsthistorikerin Inge Lindemann den frühen Expressionisten und sehr eigenwilligen Münchner Maler Julius Hüther. 1881 in Cannstatt bei Stuttgart geboren, starb er 1954 in München, wohin seine Familie schon zwei Jahre nach seiner Geburt gezogen war und der er bis zum Tod treu blieb.

Aus einer
Privatsammlung

Die Galerie Gailer in Breitbrunn zeigt jetzt eine Sonderausstellung mit Bildern des früher sehr bekannten Münchner Malers Julius Hüther. Die Bilder stammen aus der Privatsammlung eines Mannes, der über vier Jahrzehnte Hüthers Gemälde und Zeichnungen sammelte. In der nächsten Auktion am 24. November werden die Bilder versteigert. Bis dahin können sie in der Galerie täglich besichtigt werden. Gezeigt wird eine große Zahl von Aquarellen, Ölbildern und Zeichnungen, Landschaftsbilder und Stillleben. In München besuchte Julius Hüther die gleiche Volksschule an der Klenzestraße wie Karl Valentin, der mit bürgerlichem Namen Karl Frey hieß. Die Freundschaft der beiden hielt ein Leben lang und wurde in zahlreichen Darstellungen festgehalten. Schon früh erkannten die Eltern Julius Hüthers künstlerisches Talent. So studierte er nach einer Lithografenlehre ab dem Jahr 1900 bis 1905 an der Münchner Akademie der Schönen Künste unter Gabriel von Hackl und Ludwig von Löfftz. Anfangs bestimmte der konservative Stil der Lehrer sein Schaffen, sein Interesse aber galt Künstlern wie Vincent van Gogh und Ferdinand Hodler, außerdem dem aufkeimenden Expressionismus. Bald fand er seine ganz eigene Formensprache, bei der er das für ihn Wichtige gegenständlich malte, aber mit ausdrücklichem Fokus auf das Wesen des Dargestellten. Unbedeutendes abstrahierte Hüther konsequent, (so wurde ein Teil seiner Werke 1937 in der Zeit des Nationalsozialismus auch beschlagnahmt und teilweise vernichtet, weil sie als „entartet“ galten). Die Komposition seiner Arbeiten ist vorwiegend großformatig angelegt, mit langen, hoch gewachsenen Figuren, einer kühlen, leuchtenden Farbpalette und dünnem Farbauftrag. Die Hauptfiguren seiner Bilder sind nicht selten von den Bildrändern her beschnitten, sodass sie nahe an den Betrachter gerückt werden. Dadurch wirken sie ihrer Umgebung entrückt, isoliert, und Hüther kommt damit seinen Figuren so eindringlich nah, dass er allen ihren Empfindungen, auch den kleinsten, Ausdruck verleiht. So sind seine Porträts tiefgründige „Seelenlandschaften“, wie sie Franz Emanuel Gailer nennt, ohne Pathos und Theatralik. „In seinem Schaffen verdeutlicht sich die Orientierungslosigkeit seiner Zeit im Umbruch von Kaiserreich zur Demokratie und die Isolation des Individuums in einer Welt, die sich beständig schneller und lauter dreht.“

Daneben gibt es in Hüthers Werk aber auch Lebenslust und Lebensfreude, vor allem in seinen bunten Blumenstillleben, den andächtigen Naturbeobachtungen oder den Motiven aus München mit Auer Dult oder dem Oktoberfest mit weiten Zeltdächern, aufragenden Achterbahnkonstruktionen und Karussells.

Ab 1905 war Julius Hüther Mitglied der Künstlergilde „Die Juryfreien“ und später der Münchner Sezession. Nach Studienaufenthalten in Italien nahm er 1925 eine Professur an der Münchner Akademie an. Er war Ehrenmitglied der Wiener Sezession und ab 1947 Mitglied der Künstlergruppe „Die Schwabinger“.

Kein Umzug
nach Berlin

Als der namhafte Kunsthändler Paul Cassirer, der bereits den Impressionismus nach Deutschland geholt hatte, Hüther aufforderte, nach Berlin zu kommen, lehnte der trotz des versprochenen guten Einkommens und weiterer Anerkennung ab. Ein Umzug aus München nach Berlin kam für ihn nicht infrage.

Denn als geselligen Bohemian traf man ihn auf Atelierfesten oder im Schwabinger Stammlokal, umgeben von Schriftstellern, Dichtern und Künstlerkollegen. Alles, was er tat, tat Hüther konsequent ohne Kompromisse.

Die sehenswerte Ausstellung in der Galerie Gailer in Breitbrunn, Seestraße 7, ist bis Sonntag, 22. November, täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Christiane Giesen

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