Bad Endorf – Die Kreisvolksmusikpflege Rosenheim lädt am Mittwoch, 15. November, um 19 Uhr ins Schloss Hartmannsberg bei Hemhof (Markt Bad Endorf) zu einem besonderen Abend ein: In der Reihe „Wissen Volksmusik“ erzählt Ernst Schusser über die Aufzeichnung von Advents- und Weihnachtsliedern in den 1870er- und 1880er-Jahren im Landkreis Rosenheim, dem Inntal, dem angrenzenden Chiemgau und der Stadt Rosenheim durch die beiden Münchner Volksliedsammler August Hartmann und Hyacinth Abele.
Mit vielen Liedbeispielen erfahren die Besucher Wissenswertes über die Kultur der alten Kirchensinger, Hirtenspieler und lokalen oder umherziehenden Sänger, die gerade im Advent und an Weihnachten viele passende Lieder im Repertoire hatten. Aufzeichnungen aus dem Inntal (zum Beispiel Kiefersfelden, Brannenburg, Pfaffenhofen oder Nußdorf), dem Mangfalltal (zum Beispiel Kirchdorf am Haunpold, Feldkirchen oder Willing), aus der Stadt Rosenheim, dem Chiemgau (zum Beispiel Sachrang) und den Orten rund um den Chiemsee bis nach Wössen zeichnen ein Hörbild der Vielfalt und der Güte dieser von den einfachen Menschen überlieferten Gesänge.
Sowohl in möglichst originaler Form als auch in heutiger Bearbeitung erklingen diese Zeugnisse der heimatlichen Musikkultur auf der Basis des christlichen Glaubensverständnisses früherer Generationen. Die neuen Adventssingen in Salzburg und den Landkreisorten nach dem Zweiten Weltkrieg wären nicht ohne diese Lieder der Sammlung Hartmann/Abele möglich gewesen. Wastl Fanderl, Annette Thoma, die Riederinger Sänger, Fritz Kernich, die Stadtsingschule Kolbermoor und das Rosenheimer Bildungswerk haben viele dieser Gesänge in den 1950er Jahren neu zum Klingen gebracht. In der Reihe „Das geistliche Volkslied das Jahr hindurch“ haben Lieder wie „Tochter Sion, deine Porten öffne heut an allen Orten“ (aus Pfaffenhofen/Inn), „Still o Himmel, still o Erden“ (Chiemgau) oder „Ihr Hirten, steht nur alle auf“ (Kiefersfelden) einen festen Platz erhalten. In der Aktion „Weihnachtslieder selber singen“ der Heimatzeitungen des OVB hat die Volksmusikpflege seit 20 Jahren unter anderem das um 1870 in Rosenheim aufgezeichnete Hirtenlied „Geh mei Bruader, geh mit mir“ zu neuem Leben gebracht.
Der Münchner Volksliedforscher August Hartmann hat ab den 1870er-Jahren von den Sängern in den Orten im Chiemgau und Inntal viele Lieder aufgeschrieben. Im Jahr 1884 hat er zusammen mit Hyacinth Abele seine Sammlung „Volksthümliche Weihnachtlieder“ veröffentlicht, die später Grundlage der Liedauswahl für die neuen Adventssingen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde. Ernst Schusser berichtet Wissenswertes über die aus München stammenden Sammler, ihre Sammelfahrten mit der neuen Eisenbahn von München über Holzkirchen, Rosenheim bis nach Salzburg und ihre Lieder in der gedruckten Buch-Ausgabe.
Einige Lieder erklingen an diesem Abend in ursprünglicher Art (zum Beispiel vorgetragen von Johannes Mangels, Bad Aibling) oder auch in neuer Gestalt (Eva Bruckner, Hannerl und Fredl Wallner). Natürlich können die Besucher bei einigen Liedern selber mitsingen. Neugestaltete Instrumentalfassungen der Liedmelodien zum Beispiel aus Sachrang, Kiefersfelden, Rosenheim oder Wössen spielt das Saitentrio von Helmut Scholz.
Die Mitwirkenden dieses Abends freuen sich auf viele interessierte Besucher. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen sind möglich bei der Kreisvolksmusikpflege (Ernst Schusser, Friedrich-Jahn-Straße 3, 83052 Bruckmühl, Telefon 08062/8078307, ernst. schusser@heimatpfleger.bayern). ernst schusser