Kolbermoor – Als Christopher Ryser für den Orgelmittwoch in der Kirche Wiederkunft Christi zugesagt hatte, wusste er noch nicht, dass er jetzt Kirchenmusiker in St. Nikolaus Rosenheim sein würde. So war sein Auftritt beim Orgelmittwoch gleichsam sein Antrittskonzert. Für Allerheiligen hatte er ein festliches Programm zusammengestellt: Bach eingerahmt von einem französischen Modernen und einem deutschen Romantiker.
In ruhig fließendem Tempo kam Bachs Choralbearbeitung von „Allein Gott in der Höh“ BWV 662. Die schnörkelreich verzierte Choralmelodie hob Ryser klanglich deutlich hervor, mit dem Tremulanten verschönt, sodass dies – vor allem im Gegensatz zum strengen Voranschreiten des Pedals – wie ein Singen und ein Tänzeln wirkte: ein transparenter Hörgenuss. Der Pfingsthymnus „Veni creator“ ist das Thema im „Choral varié“ op. 4 von Maurice Duruflé (1902 bis 1986). Ryser kleidete den Choral klanglich prächtig ein, dann kamen die vier Variationen: Zuerst machte Ryser die Melodie im Oboenregister deutlich hörbar, umspielte dann hell-licht diese Melodie, bis er sie in der letzten Variation pfingstlich brausen ließ. Aus der Orgelsonate f-Moll op. 65/1 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) wählte Ryser die vier letzten Sätze aus: Das Adagio ist wie eins der Lieder ohne Worte auf der Orgel – es hätte vielleicht noch ein bisschen mehr innige Ruhe vertragen können. Im Andante recitativo hob Ryser den Gegensatz zwischen den „sprechenden“ und den akkordbetonten Passagen hervor, der Schlusssatz wanderte erst durch alle Harmonien, wurde immer bewegter und endete schließlich freudig rauschend: dem Fest Allerheiligen wohlangemessen.
Für den herzlichen Applaus bedankte sich der Organist mit der heiter schreitenden Sonata aus Bachs Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ BWV 182: Christopher Ryser, sei willkommen!RAINER W. JANKA