Wasserburg – Barocke Pracht wurde immer wieder als leerer Prunk denunziert. Doch dienten die goldglänzenden, kühn und kunstvoll verschnörkelten Kirchen auch dazu, dem Volk schon in diesem Jammertal den Glanz des Himmels erlebbar zu machen. Ähnlich ist es mit der Sakralmusik dieser Zeit, Pauken und Trompeten bestimmen das Klangbild festlichen Jubels; und wahrscheinlich war die Musik, trotz aller akustischen Prachtentfaltung, doch kostengünstiger als die opulenten Architekturen.
Peter Adler, Leiter des Edlinger Madrigalchors „Concenti musicali“, ist unentwegt dabei, vor allem den in Wasserburg geborenen Komponisten Abraham Megerle ins rechte Licht zu rücken. Dessen großen Messkompositionen erklangen damals im Salzburger Dom und auch am Wiener Hof.
Die Live-Aufführungen in Kloster Attel sind jedes Mal künstlerische wie emotionale Höhepunkte. Erste Kräfte sorgen für hohe Qualität. Ein zusätzlicher Gewinn: Peter Adler dokumentiert diese Musik auf CDs, die natürlich den optischen Eindruck nicht wiedergeben können, doch dafür dem Hörer einen unmittelbaren Einblick in die Feinheiten der klanglichen Finessen ermöglichen.
Zwei Messkompositionen prägen den Gehalt der Doppel-CD, einmal die „Missa S.M. Magdalenae“ und dann die große „Missa Baptismi“. Schon im Kyrie und Gloria ganz zu Beginn besticht die Transparenz und die filigrane Zartheit eines zwar „luxuriösen“ und doch auf Spiritualität bedachten Klangs. Wie profiliert etwa hört sich die Theorbe an, dieses sonore Zupfinstrument für den Bassbereich!
Die „Missa Baptismi“ hat Abraham Megerle verschwenderisch mit Fugen bestückt, die den Rhythmus in Fahrt und die lateinischen Worte zu intensivem Glühen bringen. Langweilig klingt anders.
Ergänzt wird das Programm der CDs mit kleineren, sehr reizvollen Stücken, etwa einem „Regina coeli“ oder „Te Deum“. Neben den Megerle zugeschriebenen Werken ist eine Vesper des berühmten Salzburgers Heinrich Ignaz Franz Biber zu hören, die in einem anmutigen „Magnificat“ gipfelt.
Auf beiden CDs sind die famosen Bläser – zum Teil Mitglieder der Grassauer Bläser – zu hören, der bewährte Christoph Eglhofer mit der Theorbe sowie die Sänger Markus Forster (Altus) und der profunde Bass Michael Mantaj. Nicht zu vergessen Peter Adlers „Hausmacht“, der Chor „Concenti musicali“, der sich dank seiner offensiven Verve nicht hinter den Solisten zu verstecken braucht.
Walther Prokop