Auftakt mit spanischen Klängen

von Redaktion

Anabel Montesinos eröffnet das 23. Festival „Saitensprünge“ in Bad Aibling

Bad Aibling – Über 20 Durchgänge hat das inzwischen weit über den Landkreis hinaus ausstrahlende Bad Aiblinger Gitarrenfestival erlebt, und aktuell eröffneten Stephan Schlier als Erster Bürgermeister und Johannes Erkes als künstlerischer Leiter die 23. „Saitensprünge“. Diese weisen trotz der in den Vorreden erwähnten Kostensteigerungen wieder eine Programmfülle aus Vor-Corona-Zeiten auf, letztes Jahr gab es aus Gründen der Vorsicht ja eine verkürzte Konzertabfolge.

Begleitet
von „Jasmin“

Im Vorjahr durfte der Montenegriner „Saitenstar“ Milos Karadaglic als Solist das Festival eröffnen, dieses Mal war es eine renommierte Solistin.

Anabel Montesinos gastierte bereits 2018 damals mit ihrem Mann im Duo in Aibling, diesmal kam sie in ausschließlicher Begleitung ihrer Gitarre „Jasmin“ und brachte ein spanisch-südamerikanisches Programm mit. Die aus Katalonien stammende Saitenkünstlerin gewann bereits als Jugendliche hoch dotierte Gitarrenwettbewerbe, spielt vor großen Auditorien teils mit Orchester, ihre CD-Veröffentlichungen mit weitem Spektrum finden in der Fachpresse großen Anklang. Für die Saitensprünge hatte Montesinos einen südamerikanisch geprägten Reigen zusammengestellt, außer Werken des bekannten Heitor Villa Lobos gab es auch Stücke von Komponisten aus Venezuela und Mexiko, die Gelegenheitshörern eher kein Begriff sein dürften.

Die „Variations Opus 9“ über ein Mozartthema des spanischen Komponisten Fernando Sor waren eine gute Wahl für den Einstieg. Fröhliche, tanzliedhafte Passagen im Wechsel mit melancholischen Kontrasten wurden von Montesinos gleichermaßen konzentriert wie filigran gespielt, gefolgt von dem eindringlichen Preludium BMV 1007 von Johann Sebastian Bach.

Nach diesem europäischen Vorspiel der Wechsel nach Südamerika: Das federleichte „Prelude in E Major“ stammte aus der Feder des Mexikaners Manuel María Ponce, welcher bedingt durch eine Freundschaft mit Andrés Segovia generell viel für Gitarre komponierte.

Agustín Barrios aus Paraguay hatte ein Faible für Haydn, was sich in einer „Danza“ niederschlug – eine weitere Musikverbindung zwischen der hispanischen und der mitteleuropäischen Klangkultur. Die wehmütige „Balada a Martin Fierro“ – gespielt voller lyrischer Tiefe von der katalanischen Interpretin – bezog sich auf ein Gedicht mit einem Gaucho als Thema. Im Kontrast dazu überzeugten die „Valseana“ des Brasilianers Assad, gefolgt von einer temperamentvollen Milonga von Cacho Tirao, der dem Quintett von Astor Piazzolla angehört hatte.

Anabel Montesinos, die ihren Auftritt charmant in englisch moderierte, erzählte von der Vorliebe ihres Gitarrenbauers für ein Stück von Heitor Villa Lobos. Er hörte das Stück „A mare ancheu“ wohl während der Arbeit an ihrer Gitarre namens „Jasmin“, und daher bildete das Stück den Auftakt der zweiten Konzerthälfte, auf die das „Prelude 5“ des selben Komponisten folgte, mit einem interessanten Wechsel von Temperament und Ruhe. Darauf folgten zwei kurze Walzer brasilianischer Komponisten, doch die Klangreise durch Südamerika ging weiter nach Venezuela.

Das spannendste Stück des Konzertabschnitts war die „alma llanera“ von Elias Gutierrez, dramatisch und mit Verve dargeboten, auch das Titelstück von Montesinos‘ aktueller CD und zu Recht vom Publikum mit Extraapplaus belohnt. Die Solistin hatte bis dahin einen weiten Bogen gespannt, von folkloristisch anmutenden Stücken bis hin zu strengeren, typisch „klassischen“ Kompositionen.

Durch Spannung und
Dynamik bestochen

Zur Abrundung des tollen Konzerts und gelungenen Saitensprünge-Auftakts kredenzte Anabel Montesinos noch eine spanische Komposition, die es auch im Vorjahr im Eröffnungskonzert zu hören gab: „Asturias“ von Albeñiz bestach durch innere Spannung und Dynamik und war ein würdiger Abschluss. Das Publikum im vollen Kursaal reagierte mit starkem, teils stehendem Applaus.

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