Bad Aibling – In über 20 Durchgängen haben sich die Macher des „Saitensprünge“- Gitarrenfestivals ein beachtliches Umfeld aus Kontakten geschaffen, manche Künstler spielten inzwischen auch schon mehrfach in Bad Aibling und kommen offensichtlich gerne wieder. Ganz interessant ist es, wenn die Organisatoren verraten, wie sie zu dem einen oder anderen Gaststar gekommen waren. Im Fall Sophie Zelmani war es ein Titelbeitrag des Fachmagazins „Akustikgitarre“: Der Artikel über die „Grande Dame des schwedischen Folk“ machte die Festivalleitung neugierig, man hörte sich auf mehreren Kanälen durch ihre Musik. Und als sich herausstellte, dass Sophie Zelmani leider nicht sowieso auf Tour ist, lud man sie mit Band kurzerhand extra für Bad Aibling ein.
Die Resonanz beziehungsweise der gut gefüllte große Kursaal überraschten dann doch, denn Zelmani ist zwar in Schweden mit mehreren Alben in den „Top 5“ der Charts eine feste Größe der populären Musikszene, aber in Deutschland eher Insidern ein Begriff. Seit Jahrzehnten spielt sie mit einer festen Besetzung, bestehend aus ihrem Produzenten und Gitarristen Lars Halapi, Bassist Thomas Axelsson und Schlagzeuger Peter Korhonen. Zelmani lebt auf einer schwedischen Insel, sie gilt als scheu, und ihre Songs sind von einer großen Sanftheit und Innerlichkeit. Den größten Teil ihres Auftritts gestaltete sie rein vokalistisch, mit vielen feinen Nuancen in der Stimme, manchmal gewispert und gehaucht wie der Eingangs-Song. „This is the place“ mit mehr Rhythmus vom Bass folgte, der Song unterstrich ihre Musikalität und kompositorische Fähigkeit. „When there is a place that waits for you/And that is the place I´ll take you to“, heißt es darin.
In ihren Songtexten geht es meist um Gefühle, um Pläne und Perspektiven, Intimität macht sie dann öffentlich für ihr Publikum, auf spezielle, sehr dezente Art. Ein gewisser Hit, poppig und tanzbar war „The world ain´t pretty“ – hierzu nahm sie das Publikum mit als Chor, man sang sich gemeinsam warm. Hielt sich bis dahin ihre Band noch im Hintergrund, wurde das Konzert noch vor der Pause dem Anlass „Gitarrenfestival“ gerecht, nämlich mit Halapis famosen Einlassungen auf der halbakustischen Gitarre – für das tolle Solo mit Vibratotechnik gab es mächtigen Applaus im begeisterten Saal.
Stark war in Teil zwei ihr Song „Fade“ mit den Zeilen „there was no place/there was no time“. Nicht umsonst liegen ihre musikalischen Wurzeln bei Leonhard Cohen und Bob Dylan.
Auf Zelmanis Bitte nach Musikwünschen gab es ein Riesen-Echo, allein die vielen Vorschläge hätten für ein weiteres Konzert gereicht. „Most of the time“ spielte sie dann mit dem Text vom Smartphone eines Fans – sympathische Einlage. Überwiegend in dezent-zurückhaltendem Duktus und mit ein paar rhythmischeren Passagen – schließlich griff auch Zelmani zur akustischen Gitarre – gelang ein schönes, etwas stilleres Konzert im Folk- Genre. Andreas Friedrich