Bad Aibling – Nicht ganz gefüllt war der kleine Saal im Kurhaus von Bad Aibling, wiewohl der Abend dies wert gewesen wäre. Versäumt haben die Menschen auf den leeren Stühlen, wie ein wahrer Meister dieses Instrumentes mit seiner Gitarre nicht arbeitet, sondern mit ihr lebt. In Mimik und Körpersprache war dieser Interpret gemeinsam mit seinem Instrument ein gemeinsamer Klangkörper.
Jedes Blatt Papier, das zu Boden hätte fallen können, wäre ein störendes Geräusch gewesen. Keine Elektronik verstärkte oder gar verzerrte das Klangbild.
Und es waren die feinen, ja feinsten Modulationen, mit denen Steidel zeigte, dass er jede der sechs Saiten in vielen verschiedenen Klangfarben vorstellen konnte. So bewies sein Instrument in dem Largo Andante von Fernando Sor, dass es sich Fragen stellen und diese auch sogleich beantworten konnte.
Dass ein Gitarrist, den die Organisatoren einladen, großartige Melodienläufe und artistische Fingerfertigkeit präsentieren kann, das gehört hier längst zum Standard. Aber wie der aus Tschechien stammende und in Holland lebende Gitarrenvirtuose eine Mazurka innig aus dem Instrument entließ, das sucht sicher seinesgleichen.
Pavel Steidl hat Stücke des „Teufelsgeigers“ Niccolo Paganini für die Gitarre adaptiert. Dessen Pizzicati zelebrierte er auf dem Wiener Gitarren Modell nach Johann Georg Stauffer so, dass ihm auch Paganini fraglos applaudieren würde. Wahrhaft atemlos genoss das Publikum dessen Kunst, lediglich unterbrochen von tosendem Beifall.
Wie groß die Schaffensbreite dieses Ausnahmekünstlers ist, zeigte er mit den zeitgenössischen Klängen von Phillip Houghton und der Hommage an Jimmy Hendrix von Carlo Domeniconi. Mit einem Augenzwinkern präsentierte er schließlich eine großartige Verballhornung von „Pour Elise“ mit seiner Komposition „Lambada für Elise“. Mit großem Beifall wurde er verabschiedet.Theodor Auer