Rosenheim – Zum Wirken des Rosenheimer Kunstvereins gehören nicht nur Ausstellungen in den Räumen in der Klepperstraße, sondern auch das Thema „Film“. So zeigte der Verein in der Kunstmühle ein unterhaltsames und interessantes Programm, am ersten Abend mit kurzen Produktionen. Nur zwei Beispiele:
Hannes Buchwiesers Film „who owns the truth“ befasst sich nachdenklich mit Gesellschaft, Menschsein und Zivilisation zu makroskopischen Bildern von Zellstrukturen. Sarah Braid kontrastiert im Trickfilm „Holladio hats gsogt“ traditionelle Muster mit dem Lebensgefühl junger Frauen, dazu wird österreichisch gerappt.
Der zweite Abend, präsentiert vom Kulturclub, gehörte einem Spielfilm, der auch schon in Programmkinos zu sehen war: „The Lobster“. Der starbesetzte Film, unter anderem mit Colin Farrell, Rachel Weisz, Olivia Coleman und Léa Seydoux in den Hauptrollen, entwirft eine Zukunftsvision von gesteuerter Partnerschaft. Singles haben in einer Klinik 45 Tage Zeit, sich zu verlieben, sonst wird man in ein Tier verwandelt.
Doch der eigentliche Coup der Kunstfilmtage war bereits auf dem Parkplatz vor der Kunstmühle aufgebaut: die mobile Kunstinstallation „The Revenant“. Ein rot blinkendes Röhrengebilde spricht mit englischer Computerstimme, eine Art fest installierter „R2D2“. Die Künstlerin Birthe Blauth war persönlich anwesend und erklärte in einem Kunstgespräch mit Dr. Olena Balun vom Kunstverein den Hintergrund und die Technik der Installation.
Blauth griff zurück auf den Supercomputer HAL9000 aus Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“. Sie bereitete die Originalstimme des Schauspielers Douglas Rain mithilfe von künstlicher Intelligenz auf und veränderte sie klanglich und textlich mit gängiger Stimm-Software nach eigenen Vorstellungen, sodass sie auch urheberrechtlich im „grünen Bereich“ war. Die Installation war bereits in München an verschiedenen Stellen zu sehen, so an der Feldherrenhalle und an der Bavaria während der Abbauarbeiten des Oktoberfests. Künstliche Intelligenz in traditioneller Umgebung – die Installation soll zur Auseinandersetzung mit Digitalisierung und Robotik bewegen, wie sieht die Zukunft aus im Verhältnis von Menschen und Maschinen? Andreas Friedrich