Wasserburg – Eine solche Begeisterung erlebt man selten. Mit minutenlangem rhythmischen Applaus dankte das Publikum im Wasserburger Rathaussaal dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt für einen überragenden Konzertabend. Zum Abschluss der diesjährigen Rathauskonzerte spielte das Orchester Werke von Edvard Grieg, Carl Philip Emanuel Bach und Mendelssohn Bartholdy.
Mit der Suite im alten Stil op. 40 „Aus Holbergs Zeit“ zeigte das Ensemble aus Ingolstadt eine Klangkultur, die beglückte. Hell singende, geschmeidige Streicher im Präludium und warme, lyrisch ernste Cello-Passagen in der Sarabande betörten die Hörer. Ein Ohrwurm war die zum Mitsummen animierende Gavotte, deren tänzerische Fröhlichkeit gefangen nahm. Ariel Zuckermann dirigierte mit ansteckendem Schwung, Souveränität und federnder Leichtigkeit. Die feine und zarte Air erinnerte an Bach, lebhaft und spritzig erklang der letzte Satz Rigaudon mit sanften Pizzicati-Passagen im Mittelteil.
In Carl Philip Emanuel Bachs Flötenkonzert demonstrierte Zuckermann seine Brillanz als Flötenvirtuose. Das fröhlich beschwingte Allegro war ein Genuss für die Sinne. Der quirlige Solist schien auf einer Art Zauberflöte zu spielen, so jubilierend, so rein und makellos klang sein Instrument, dass man nur fasziniert staunen konnte. Ruhig und verhalten folgte das melodische Largo, gleichsam nur ein Innehalten vor dem stürmischen Presto, in dem Zuckermann als Solist und Dirigent allen die Show stahl.
Ein wenig zum Durchatmen wirkte Mendelssohns Streichersinfonie Nr. 10 in h-Moll. Nach dem getragenen Adagio zeigten die Streicher im Allegro gleichwohl eine geschmeidige, kraftvoll-flirrende Dynamik. Die drei Sätze folgten ohne Pause aufeinander. Der fesselnde Schlusssatz endete nach jagenden Streicherpassagen ziemlich überraschend.
Das zweite Flötenkonzert in d-Moll, ebenfalls von Carl Philipp Emanuel Bach, stellte den Höhepunkt des Konzerts dar. In rasantem Tempo auf- und absteigende, trillerdurchsetzte Tonfolgen erinnerten an das sommerliche Lied einer Lerche oder Nachtigall. Zuckermann verwendete sein Instrument gleichzeitig auch zum Dirigieren, eine artistische Meisterleistung. Vibrierend vor Energie in tänzelnden Bewegungen, stand er mit den Streichern in wunderbarer klanglicher Balance. Nach dem fulminanten Allegro di molto hob es die Zuhörer regelrecht von den Sitzen.
Zwei Zugaben, ein Wiener Marsch von Fritz Kreisler und das Stück „A bout de souffle“ von Olivier Truan, sorgten nicht nur für Heiterkeit durch eine spaßige Cello-Einlage, sondern boten noch einmal Witzig-Virtuoses für die Flöte, deren Zauberklang die Hörer erneut zu hypnotisieren schien.