Bruno Jonas optimiert die Pointenorientierung des Publikums

von Redaktion

Kabarettist rockt mit seiner Satire zum Selberdenken die ausverkaufte „Kulturmühle“ in Bruckmühl

Bruckmühl – Voll besetzt war der große Saal der „Kulturmühle“, als Bruno Jonas, die nur mit einem Rednerpult versehene Bühne, betrat. „Meine Rede“, so lautet der Titel seines neuen Programms. Mit Blick auf die Höhe des Pults stellte er gleich zu Beginn klar, „das Niveau Merz brauchen wir hier nicht“.

Messlatte an diesem Abend war das „Niveau Bruno Jonas“, und da war von Anfang an zu erkennen: Hier steht jemand auf der Bühne, der erkennbare Freude am Denken, Lust an satirischen Formulierungen und Spaß an Übertreibung hat, und damit manchen politischen und sonstigen Entwicklungen in unserer Gesellschaft einen nicht immer schmeichelhaften Spiegel vorhält. Und bei allem bleibt Jonas ein Mann des Humors, was den satirisch spitzen Bemerkungen doch immer wieder eine versöhnliche Note verleiht. „Ich möchte, dass die Leute da lachen, wo ich es möchte“, deshalb: „Die Pointenorientierung des Publikums muss optimiert werden“.

Im Dezember wird Bruno Jonas 71 Jahre alt, seit mehr als 40 Jahre steht er als Kabarettist auf der Bühne und gehört zu den bekanntesten und renommiertesten Künstlern seiner Zunft. Als Ensemble-Mitglied der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“, im legendären ARD-„Scheibenwi- scher“ oder als „Bruder Barnabas“ auf dem Münchner Nockherberg las er den Politikern des Landes die Leviten und legte den Finger auf manche Wunde zeitgeistiger Verstiegenheiten. „Kabarett ist, wenn man trotzdem denkt“, lautet seine Devise und mit bereitwillig angenommenen Mehrheitsmeinungen hat er nach wie vor Schwierigkeiten: „Ich bin so einer, ich bezweifele alles.“

Schon Mark Twain meinte „immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit sich zu besinnen.“ Diese Besinnung fordert auch Bruno Jonas ein, gelte doch heute oft der Satz: „Ich bin auf der richtigen Seite, ich bin bei den Guten“. Besinnung hat keine Konjunktur mehr. „Wir sind es nicht mehr gewohnt, dass wir uns einen Sinn suchen, sondern wir wollen mit Sinn versorgt werden“, so die Analyse des Kabarettisten. „Ein Bundeskanzler, der die Sprache zum Comic runterbringt“ ist seines Erachtens nach ebenso wenig hilfreich wie manche Vorstellungen von Robert Habeck („Wärmepumpenbobby“). „Die Grünen entwickeln sich immer mehr zur Religionsgemeinschaft; früher oder später werden wir für sie Kirchensteuer bezahlen.“

Die Sache mit der Politik ist halt nicht so einfach, denn „das Gemeine an der Politik ist, dass Leute gewählt werden, die sich dann in Themen reinfuchsen müssen, von denen sie keine Ahnung haben“. Und auch die Demokratie an sich hat ja Tücken: „Das Problem mit der Demokratie ist, es gibt Deppen. Es gibt nirgendwo mehr Deppen als im Volk. Aber das größte Problem ist der gescheite Depp.“ Tja, vielleicht „sollten wir die Demokratie für zehn Jahre aussetzen, zugunsten eines lieben Diktators“?

Was hilft: „Ich plädiere für ein Trotzwachstum“, zudem sollte „eine Humorzone eingerichtet werden“, so Jonas. In der Bruckmühler „Kulturmühle“ war die „Humorzone“ an diesem Abend mit Händen zu greifen und wurde intensiv beklatscht. Wie schön kann Denken sein, wir sollten uns ein Beispiel nehmen und es öfter selbst probieren. Cornelia Ahrens

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