Rosenheim – 70 Jahre existiert nun schon der Evangelische Posaunenchor Rosenheim, der ursprünglich an der Erlöserkirche angesiedelt war und sich vor zwei Jahren mit dem der Versöhnungskirche vereinigte. Dies feierte der Posaunenchor mit einem Konzert in der Apostelkirche: 22 Blechbläser spielten vierzehn Stücke aus dem 70-jährigen Repertoire, gegliedert in Dezennien und unterbrochen durch kurze anekdotenreiche Rückblicke einiger Musiker. Michael Kunzmann vom Verband evangelischer Posaunenchöre in Bayern gratulierte den Rosenheimer Kirchengemeinden zu diesem „luxuriösen Ensemble“ und betonte, die Bläser würden „mit ihren Noten viele Herzen erreichen.“
Die Leitung hatte Kirchenmusikdirektor Andreas Hellfritsch, die Einstudierung hatte die Hornistin Judith Rauh übernommen – und sie hat ganze Arbeit geleistet. Beschwingt begann’s mit einer Tanzweise eines anonymen Renaissance-Komponisten, flott marschierte der Siegesmarsch aus „Judas Maccabäus“ von Georg Friedrich Händel mit weich intonierten Echowirkungen, schwungvoll war „In dir ist Freude“ von Ludovico Viadana mit einer Echo-Gruppe von der Empore aus: In ihnen, den Bläsern, war ebenfalls Freude zu hören. Die streng gebaute Fuge von Gottfried Reiche erwies sich als bläserische Herausforderung. Feierlich und stimmungsvoll erklang „Highland Cathedral“ aus Schottland, von einer Trommel (Stefan Zehetner) wirkungsvoll unterstützt – fehlte nur noch ein Dudelsack.
Der Schlagzeuger hätte im weiteren Verlauf des Konzerts ruhig mutiger sein Cajon handhaben können, denn die moderneren Stücke vertrugen rhythmische Struktur, nicht nur die beiden Spirituals („On my way to heaven“ und „Swing low, sweet chariot“), sondern auch die rhythmisch sehr aufgelockerten bzw. bereicherten Choralbearbeitungen wie zum Beispiel „Verleih uns Frieden“ von Matthias Nagel (*1958).
Rhythmisch exakt kam das „Preludio IV“ von Traugott Fünfgeld (*1971), bei dem sich die Bassposaunen als sehr beweglich zeigten. Von Fünfgeld stammte auch die Bearbeitung des Schluss-Chorals „Nun danket alle Gott“, in den die Zuhörer, die die ganze Kirche füllten, herzhaft mit einstimmten. RAINER W. JANKA