Sachrang – „Between“: Das versprach kein gewohntes klassisches Konzert zu werden, sondern eines zwischen den Welten (indisch, südamerikanisch, afrikanisch), zwischen Epochen und Stilen (von Klassik über Jazz bis hin zum Ethno und neuer Kirchenmusik). Die Ankündigung für das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen der Gruppe – Gründer und Komponist Professor Peter Michael Hamel und Mitspieler Professor Hansjörg Schellenberger sind noch heute dabei, neu hinzu kamen für das Konzert Njamy Sitson aus Kamerun und Michael Thelonious Hamel – hatte wahrlich nicht zu viel versprochen. Michael Hamel am präparierten Flügel und Orgelpositiv, der Multiinstrumentalist und Sänger Njamy Sitson, Michael Thelonious Hamel (Live-Elektronik und Sound-Design) und eben Hansjörg Schellenberger an Oboe und Englischhorn komponierten stimmige, fantastische, eindrückliche Melodien. Mit „Minimal – Maximal“ für Orgel, Gesang, Oboe und Orgel war das erste Stück überschrieben. Elektrischer Glockenklang, Orgel, Oboe, Conga und choralartiger Gesang versinnbildlichten ein Gebet.
Ganz anders dann „Licht“: Begleitet allein von Orgel spielte Njamy Sitson auf der Ngoni-Harfe und begleitete sich gleichzeitig mit Fußrassel und mystischem Beat-Boxing-Gesang. Das erinnerte an die Circle Songs eines Bobby McFerrin und hatte doch etwas wunderbar Eigenständiges mit meditativem Charakter.
1966 von Hamels Weggefährten Wilfried Hiller (geboren 1941) komponiert, entfaltete bei „Elegie“ die Oboe als Solo-Instrument schwermütigen Zauber ob ihrer Sprünge und Kadenzen. Wellenrauschen, orientalische, dunkle, warme, tiefe Klänge bildeten quasi die Basso-Continuo-Gruppe bei der „Continuous Creation“ Performance: Ein gigantisches Stück, bei dem Njamy Sitson zahlreiche Perkussionsinstrumente wie Balaphon, Dong, Conga und Afroxe bediente und afrikanische Weisen sang. Schellenberger an der Oboe flocht zwischendurch eine Fantasie von Georg Philipp Telemann ein und Michael Hamel entwickelte aus einer Ein-Finger-Melodie einen Jazz-Rhythmus, der mitwippen ließ und der das ganze Stück durchgehend mitlief.
Nicht minder ergreifend dann „Die Kampenwand hoch“: Hier improvisierten Englischhorn, Klarinette, Orgel, Sound-Design mit Glockenklang und Percussioninstrumenten völlig frei, und doch wähnte man sich dem Himmel entgegenstrebend. Meditativ weiter ging es bei der Zugabe: Begleitet vom Spiel der Oboe, Ngoni-Harfe, Orgel und Gesang und untermalt von elektronisch erzeugten Klängen wie aus dem Dschungel meinte man als geneigter Zuhörer, sich auf einer Wanderung durch einen imaginären Regenwald zu befinden.
Im freien gemeinsamen Musizieren entstanden musikalische Gespräche, die Ruhe und Kraft ausstrahlten. Ein friedliches Miteinander, ein schöner finaler Dur-Akkord, ein Kuss für die Ngoni-Harfe – wow! Chapeau allen vier Musikern. Nicht umsonst nennt sich die Gruppe Between: Musik, die mit Klängen und Stimmungen, mit Stilen und Epochen spielt und durch alle Kontinente eilt – ganz einfach dazwischen eben. elisabeth kirchner