Wahre Jazz-Größen in einem kleinen Club

von Redaktion

Das Eric-Alexander-Quintett aus den USA spielt ein denkwürdiges Konzert im Rosenheimer „Le Pirate“

Rosenheim – Star-Besuch aus den Vereinigten Staaten im „Le Pirate“: Auch internationale Größen geben sich regelmäßig die Ehre und treten im für ihren Bekanntheitsgrad eigentlich zu kleinen Raum auf. Und dann sicher nicht für die Gage, sondern wegen der Atmosphäre und der guten Vernetzung des Clubs mit der Jazzszene.

Auf Vermittlung der in Rosenheim bestens bekannten Musiker Xaver Hellmeier (Schlagzeug) und Giorgos Antoniou (Bass) gastierten jetzt die drei New Yorker Mike LeDonne (Piano), Eric Alexander (Tenorsaxofon) und Vincent Herring (Altsaxofon) am Ludwigsplatz vor vollem Haus. Es liest sich wie ein „Who is Who“ des Jazz beim Blick auf gemeinsame Tourneen und Kooperationen, so spielte Herring noch in der Band von Lionel Hampton und konzertierte mit Dizzy Gillespie, Wynton Marsalis und dem Wahl-Chiemgauer Abdullah Ibrahim. Mike LeDonne begleitete unter anderem Sonny Rollins und Benny Golson. Alexander stand wie Herring mit Horace Silver oder Freddie Hubbard auf der Bühne.

Gleich von Beginn an machte das Quintett ordentlich Dampf und erwies sich als musikalische Wärmepumpe, frei nach dem Heizungsgesetz. Das Konzept war ein musikalischer Wettstreit vor allem der beiden Saxofonisten, unterstützt von der Rhythmusgruppe im Hintergrund. Im rasanten Tempo und mit irrwitzigen Passagen interpretierte die Band Hank Mobleys „This I dig of you“, mit sich abwechselnden Bläsern und reizvoller längerer Passage mit LeDonnes famosem Pianozauber. Dann etwas gesetztere, jedoch nicht minder reizvolle Töne in einer Ballade, mit einem feinen Bass-Solo von Antoniou.

Länger angesagt oder moderiert wurde nicht, es ging Schlag auf Schlag, mit konsequent durchspielender Rhythmusgruppe und kleinen Atempausen des jeweils aussetzenden Saxofonisten. Unisono ging es aber auch, wie in Cedar Waltons Komposition „Simple pleasure“, wieder im hochenergetischen, bebop-typischen Up-Tempo.

Herring erwies sich in seinem Solo als Spitzensaxofonist, berstend voller Vitalität und zugleich mit feinem Gespür für Timing und Nuancen. Es waren unglaubliche musikalische Leistungen zu hören, der kleine Club bebte und die Gäste spendeten kräftigen Zwischenapplaus bei diesem denkwürdigen Konzert auf höchstem Niveau.

Der Höhepunkte waren auch im zweiten Set viele, so zeigte Hellmeier seine beachtliche Technik am Schlagwerk in einem feinen, clever aufgebauten Solo. Oder das wundervoll und lange ausgemalte „Somewhere over the rainbow“ mit einer Fülle extrahörenswerter Passagen und solistisch dominiert von Herring, der schon die zweite oder sogar dritte Luft hatte.

Eric Alexander wurde nach und nach etwas ruhiger, doch ihm gehörte der humoristische Schlussakkord: Nach einem markanten Bebop-Kracher – die Gäste klatschten den Rhythmus mit – ließen die beiden Bläser das Stück unvermittelt auslaufen. Nach einer Viertelstunde komplexester und vogelwilder Saxofonpassagen meinte Alexander grinsend „I can’t remember the last note“.Andreas Friedrich

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