„Was Jazz wirklich ist, wissen wir nicht“

von Redaktion

August Zirner, Sven Faller und Philipp Stauber erzählen Geschichte über den Jazz

Grassau – Dass in der Sawallisch-Villa nicht nur klassische Musik zuhause ist, bewies der vollständig ausverkaufte Abend mit „Jazz Stories“ im großen Kammermusiksaal der Villa. Schauspieler und Grimme-Preisträger August Zirner las Kurzprosa und geistreiche, nachdenkliche bis meditative Texte über die Entstehung und Bedeutung des Jazz. Darüber hinaus präsentierte er sich dem begeisterten Publikum als versierter Querflötenspieler.

Zirner, Bassist Sven Faller und Gitarrist Philipp Stauber erwiesen sich als wunderbar aufeinander eingestimmtes Team, das sich lediglich durch Blicke und kleine Gesten bestens zu verständigen wusste.

Als Erstes las Zirner einen Text über einen Menschen, dessen Antlitz sich im Wasser spiegelt. So erscheinen vier Ichs dieser Person, die allerdings mindestens eines dieser Ichs selbst nicht kennt. Anhand dieser geistigen Bilder ins Nachdenken versetzt, spielten die Musiker Jazzmelodien von Duke Ellington.

In den folgenden Texten versuchte Zirner frühere Burgschauspieler der wechselvollen Geschichte des Jazz, seiner bis heute nicht ganz geklärten Entstehung und seiner Wirkung auf die Spur zu kommen. Er zitierte den Dirigenten Wilhelm Furtwängler, der 1929 Jazz „die untreue Geliebte“ nannte. Jazz sei „wesenlos“ und die des „entwurzelten Seins“, sodass er ihr folglich nur eine kurze Lebensdauer voraussagte. Im Jahr 2009 verabschiedete das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten eine symbolische Resolution zu Ehren des berühmten Jazz-Trompeters Miles Davis und zur Bekräftigung, dass „Jazz ein nationales Kulturgut“ sei.

In Hochstimmung versetzt wurden die Zuhörer auch nach der Pause durch die perfekt gespielten Jazzmelodien etwa von Miles Davies, wobei die Querflöte Zirners den Part der Trompete übernahm. Musik von Herbie Hancock und weitere eindrucksvolle Geschichten zum Jazz und seiner Protagonisten, wie Franz Schmidt oder Monk’s Music folgten. Quintessenz: „Was Jazz wirklich ist, wissen wir nicht“. Auf jeden Fall „eine Würdigung alles Lebendigen und was ihm entsprungen ist“. Der Applaus wollte nicht enden, sodass die Musiker immer wieder für Zugaben auf die Bühne mussten. Christiane Giesen

Artikel 6 von 9